SWR2 Wort zum Tag

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Befreit atme ich auf, wenn eine Routineuntersuchung beim Arzt ohne einen ernsthaften Befund blieb. Es hätte auch anders sein können. Immer wieder gibt es solche Situationen im Leben. Wenn eintritt, was ich erhofft, wenn ich mir umsonst Sorgen gemacht habe, dann kommt es zu diesem befreiten Aufatmen. Es ist eine Reaktion auf die Erfahrung, dass Vieles im Leben nicht vom eigenen Wollen abhängt. Über Vieles kann ich nicht frei entscheiden, bin aber wie befreit, wenn etwas gut gegangen ist.
Es geht aber nun nicht immer alles so, wie ich es mir wünsche. Immer wieder habe ich das auch erlebt, z.B. wenn ich ernsthaft krank wurde oder wenn ich Einschränkungen spüre, die mit dem zunehmenden Alter zusammenhängen. Auch andere Erfahrungen begrenzen mein eigenes Wollen. Immer wieder habe ich im Laufe des Lebens mit Menschen und Verhältnissen zu tun bekommen, die ich mir nicht aussuchen konnte und die mich dann vor Herausforderungen gestellt haben, denen ich entsprechen musste. Wenn ich dann getan habe, was ich meinte, tun zu müssen, konnte ich zwar erfahren, dass mich die Grenzen meiner Freiheit nicht lähmen müssen. Wenn aber nicht gelungen ist, was ich versucht habe,  bin ich wieder an die Grenzen meines Wollens gestoßen.
Kann man also im Grunde nur immer darauf warten, gelegentlich befreit aufatmen zu können? Paulus sieht das offenbar anders. In einem seiner Briefe schreibt er: Zur Freiheit hat uns Christus befreit. Er denkt an eine Befreiung, die über das befreite Aufatmen, wenn etwas gut ausgegangen ist, weit hinausgeht. Ich soll in allem, was mir vorgegeben ist und mich auch begrenzt, Gottes Wirken glauben. Ich soll wissen: Gott hat mich gewollt und in die Verhältnisse, in denen ich lebe, gestellt. In ihnen kann ich dankbar wahrnehmen, was gut ist. Ich kann die Herausforderungen an mich als seinen Auftrag verstehen. Und wenn ich dem, was mir aufgegeben ist, nur bruchstückhaft entsprechen kann, darf ich darauf hoffen, dass Gott auch aus den Fragmenten meines Tuns etwas machen kann. Wenn ich so Gottes Wollen und Wirken in meinem Leben glaube und darauf vertraue, dass er, was auch immer geschieht, mit mir ist und es gut mit mir meint, werde ich in den Grenzen meiner Freiheit wirklich frei. Ich fühle mich nicht mehr ausgeliefert an das, was mir widerfährt. Den Grund für ein solches Vertrauen muss ich aber immer wieder suchen. Ich finde ihn bei Jesus Christus, durch den ich erkenne: Gott ist mit mir und meint es gut mit mir. Darum gilt: Zur Freiheit hat uns Christus befreit!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13404
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