SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Auf dem Außengelände unserer Kindertagesstätte befindet sich ein großer Sandkasten. Seit kurzem ist darin aber kein Sand mehr, sondern Muttererde. Das hat etwas damit zu tun, dass unsere Kinder gerne tiefe Löcher buddeln. Und das geht nicht bei fein rieselndem Sand. Das geht nur bei richtiger Erde. Deswegen haben wir den Sand gegen Erde ausgetauscht. Und uns von einigen Eltern eine Menge Ärger eingehandelt.
Das ist doch Dreck, finden manche. Man weiß ja gar nicht, ob diese Erde nicht gefährlich für die Gesundheit ist. Womöglich enthält sie merkwürdige Stoffe oder merkwürdige Kleinlebewesen. Womöglich ist diese Erde eine Bedrohung für die Gesundheit.
Natürlich haben wir nicht irgendeine Erde in unseren Kindergarten gekarrt. Es ist hochwertiger Mutterboden, von einer Behörde geprüft und für gut befunden. Das haben wir schriftlich. Aber auch das kann die Bedenken der Eltern nicht ausräumen. Zertifizierter, gereinigter und im Fachhandel gekaufter Sand wäre ihnen allemal lieber. Dem misstrauen sie bei weitem nicht so wie der Muttererde.
Erde ist ein wichtiges Grundelement unseres Lebens. Erde ist ein Stück Natur. Und sie befindet sich im Übrigen nicht nur auf dem Außengelände unserer Kindertagesstätte, sondern auf jedem Waldweg. In der Natur eben. Darf ich mein Kind nun nicht mehr in den Wald lassen aus Angst um seine Gesundheit?
Bei aller Achtung vor elterlicher Sorge, bei allem Respekt vor Bakterien und Mikroben: Nachweislich tun wir unseren Kindern keinen Gefallen, wenn wir ihnen den Kontakt mit ihrem natürlichen Lebensraum nur noch unter sterilen Bedingungen erlauben. Und ich finde es bedenklich, wenn wir Natur und Natürlichkeit zuallererst als Bedrohung wahrnehmen. Gottes Schöpfung ist zunächst einmal gut. Sie ist es nicht erst dann, wenn sie den Labortest bestanden hat.

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13398
weiterlesen...