Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Meine beste Freundin heiratet!" Erzählt mir eine junge Kollegin, sie ist Mitte 20. „Stellen Sie sich das vor! Heiraten! Dabei ist sie doch noch jung. Genauso jung wie ich. Da ist man doch zu jung zum Heiraten, finden Sie nicht?" Die junge Kollegin war ganz besorgt. „Klar liebt meine Freundin ihren Freund," erzählt sie mir weiter. „Ich liebe meinen ja auch. Sehr. Aber heiraten? Man weiß doch gar nicht, was kommt. Ob man sich genug liebt für ein ganzes Leben. Und dann" - sagt sie zum Schluss - „und dann will sie auch noch kirchlich heiraten. Vor Gott versprechen zusammen zu bleiben für immer. Vor Gott!"
Die junge Frau fand das anscheinend besonders schwer. Wer vor Gott ja sagen will, hat sie wohl gemeint, der muss sich wirklich ganz sicher sein. Wenn man sich vor Gott festlegen soll, muss man das besonders gut überlegen. Das ist eigentlich eine Überforderung, so ein Versprechen.
Bindet einen das Ja in der Kirche - vor Gott, wie die junge Frau gesagt hat - noch mehr als die Unterschrift auf dem Standesamt?
Ich finde das nicht, habe ich geantwortet, dass einen dieses Ja in der Kirche so besonders unsicher machen muss. Im Gegenteil. Um das Ja geht es nämlich gar nicht bei der kirchlichen Trauung. Verheiratet sind die beiden ja schon, wenn sie in die Kirche kommen. Die Urkunde auf dem Standesamt, die ist dafür entscheidend. In der Kirche sagt man dann noch einmal ja, auch, damit es alle hören können, die auf dem Standesamt nicht dabei waren. Aber eigentlich geht es um was anderes. Die beiden die heiraten und alle ihre Gäste beten. Sie bitten Gott um seine Begleitung und seinen Beistand für den gemeinsamen Weg, der jetzt kommt. Es ist ja klar, dass das nicht so einfach wird. Gut, wenn sich junge Leute da nichts vormachen. Man weiß nicht, was kommt. Wie sich die Lebensverhältnisse verändern. Wie sich die Menschen verändern. Deshalb bitten und beten das Brautpaar und die Hochzeitsgäste bei der Trauung: Lass diese beiden nicht allein. Mach in ihnen die Freude stark an dem gemeinsamen Leben. Hilf ihnen, die Veränderungen gemeinsam zu bewältigen. Zeig ihnen die Möglichkeiten, die sie allein vielleicht nicht sehen können.
Dazu wird das Brautpaar im Gottesdienst gesegnet. Gott verspricht seinen Segen allen, die ihn darum bitten. Im Traugottesdienst wird das den beiden ganz ausdrücklich und persönlich weiter gegeben:
Ich finde deshalb: Gerade wenn man sich nicht so recht traut ja zu sagen, weil man nicht weiß, ob man das schaffen kann, ein Leben lang zusammen zu sein, dann hilft vielleicht die kirchliche Trauung: Gott wird uns beistehen - mit diesem Vertrauen kann man sich gemeinsam auf den Weg machen. Und ich glaube: dann geht vieles besser.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13332
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