Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

An welchen Gott glaube ich: an Gott, wie er mir plausibel erscheint, wie ich ihn mir vorstellen kann und wie er mir gut tut? Oder glaube ich an den Gott, der sich gezeigt hat, auch wenn ich nicht alles verstehen kann, was von ihm gesagt wird? An welchen Gott glauben Sie?
Ich vertraue auf den Gott, der sich gezeigt hat. Vor allem durch Jesus Christus. Der hat von sich selbst gesagt: „Wer mich sieht, der sieht den Vater".
In diesen Geschichten, die von Jesus erzählt werden, erfahre ich, wie sich Gott gezeigt hat. Ich höre zum Beispiel, dass Jesus einem Mann begegnet ist, der sich nicht rühren konnte. Wer weiß, was er erlebt hatte. Wer weiß, was ihm so drückend auf der Seele lag. Von mir selber weiß ich, wie einem ein Fehler auf der Seele liegen kann, den man gemacht hat. Zu dem Mann damals hat Jesus gesagt: Du musst dich nicht länger niederdrücken lassen von den Fehlern, die dir auf der Seele liegen. Steh auf und fang neu an. Ich höre das und dann kann ich mich darauf verlassen, dass das auch für mich gilt. Und habe ich nicht den Verdacht, dass ich mir meinen Gott so zurechtgemodelt habe, wie er mir in den Kram passt. Wenn ich mir das bloß selber sagen würde - dann würde ich mir ja was vormachen, finde ich. Oder ich denke daran, dass Jesus einem Kranken gesagt hat: Steh auf, nimm dein Bett und geh. Und mir geht auf: Ich muss nicht liegen bleiben und mich abfinden. Ich kann aufstehen und leben - vielleicht eben mit dem, was mich umgeworfen hat. Aber es wird gehen. Und Gott wird mir dabei helfen.
Deshalb vertraue ich lieber auf den Gott, der sich gezeigt hat. Aber andere glauben an einen anderen Gott, sagen Sie, an Allah vielleicht, an Krishna oder das Nirwana? Das beunruhigt mich nicht. Wenn Gott allmächtig ist und überall - sollte er sich dann nicht auch in anderen Gegenden der Welt zeigen, in einer Weise womöglich, die mir fremd ist und die ich nicht verstehen kann? Gott ist überall. Da kann es doch keine gottfreie Zone geben, wo er nicht ist. Wie er am Ende aussieht und wie all seine Erscheinungsformen zusammenhängen - das kann ich getrost abwarten. Da bin ich gespannt.
Einstweilen aber bleibe ich bei dem, was man mir von ihm erzählt hat. Das hat mir eingeleuchtet. Das ist ein Geschenk, finde ich, dass ich mich darauf verlassen kann. Ein Geschenk von Gott. Und wenn ich manches nicht verstehe oder nicht glauben kann, dann sage ich, „Ich glaube, Herr, hilf meinem Unglauben." So hat ein Mann, der viele Zweifel hatte, zur Zeit Jesu auch schon gebetet. Und hat die Erfahrung gemacht: Auf den Gott, der sich durch Jesus zeigt, kann ich mich verlassen.

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13331
weiterlesen...