SWR1 3vor8

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Christen sind auch nur Menschen. Und dunkle Stellen gibt es in jedem Leben. Der eine ist aufbrausend und verletzend, wenn er sich ärgert. Die andere hat Schulden gemacht, aber das darf ihr Mann keinesfalls wissen.
In jedem Leben gibt es Dinge, die man nicht herzeigen kann. Im Christenleben auch. Dinge, die man lieber im Dunkeln lässt, wo sie keiner sieht. Aber je mehr man sich darum bemühen muss, dass sie im Dunkeln bleiben, desto mehr machen sie einem zu schaffen. Immer muss man dafür sorgen, dass das Dunkle nicht ans Licht kommt. Das macht es schwer, sich am Leben zu freuen.
Deshalb warnt Johannes, ein Seelsorger der ersten Christen, seine Mitchristen in einem Brief. Macht es euch nicht zu leicht. Dunkle Stellen gibt es in jedem Leben - das ist zwar leider wahr. Aber eigentlich könnte es anders sein. Tut nicht so, als ob das ein Naturgesetz wäre. „Gott ist Licht.", schreibt Johannes. Und „wir lügen, wenn wir behaupten: Wir haben Gemeinschaft mit Gott, aber unser Leben nach der Dunkelheit ausrichten" (1. Joh 1, 5f). Wer also die dunklen Stellen in seinem Leben verstecken will oder es sich bequem macht: ‚das kann ja mal vorkommen, ich bin auch nur ein Mensch!' Der ist von Gott eigentlich noch ziemlich weit weg. So verstehe ich das, was da in der Bibel steht. In den evangelischen Gottesdiensten wird über diese deutliche Ansage heute nachgedacht.
Was aber kann man tun? Sich ins Licht Gottes stellen mitsamt seinen dunklen Flecken, rät Johannes. Zugeben also, was man nicht gern herzeigt. Vielleicht nicht unbedingt vor den anderen Menschen. Manchmal macht man damit mehr kaputt als dass man etwas in Ordnung bringt. Ich glaube auch, dass es zu Menschen gehört, dass sie nicht alles vor Menschen offen legen müssen. Wir dürfen Geheimnisse haben. Aber vor Gott muss man es zugeben: Ja, ich bin aufbrausend. Ich versuche, das zu ändern. Aber bisher gelingt es mir nicht. Ja, ich gebe zuviel Geld aus. Eigentlich brauche ich Hilfe. Hier stehe ich, Gott, in deinem Licht. Mit meinen dunklen Flecken. Ich sehe sie auch. Aber noch kann ich nichts ändern. Ich bin zu schwach.
Ich glaube, damit ist schon viel geholfen. Wenn das Licht Gottes darauf fällt, zeigt sich nämlich manchmal: So schlimm ist bin ich gar nicht, wie ich immer gedacht habe. Ich kann es in Ordnung bringen. Oder mir dabei helfen lassen, von Menschen, die damit verantwortlich umgehen. Und manchmal bleibt so ein dunkler Fleck auch erst einmal da. Wie ein baufälliger Heuschober auf einer Blumenwiese. Aber drum herum ist Gottes Licht. Ich kann mich sehen lassen. Und vielleicht kann er es gut machen und Licht in mein Dunkel bringen. Mich erleichtert es, ihn darum zu bitten.

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