SWR4 Abendgedanken

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„Adrians großer Traum" - Das ist der Titel einer Reportage, die ich gesehen habe. Sie zeigt die Entwicklung des Jungen Adrian von 12 bis 18 Jahren. Sein großer Traum ist Balletttänzer zu werden. Das ist nicht alltäglich, aber es ist auch noch nicht das Besondere daran. Sein Vater ist Baggerführer, beide Eltern kommen aus einem völlig anderen Milieu als die Eltern anderer Ballett-Kinder. Adrians Vater beschreibt das selbst so, dass er sich nicht vorstellen könne wie Adrian zu diesem Traum kommt, da keiner in der Familie etwas mit klassischer Musik oder Oper und Ballett zu tun gehabt habt. Beide Eltern unterstützen Adrian liebevoll und voller Stolz auf seinem Weg: Er besucht die Ballettschule der Berliner Staatsoper, hat als Jugendlicher erste Auftritte, auch im Fernsehen, und fängt schließlich ein Masterstudium zum Profi-Tänzer an. Es gibt immer wieder schöne Momente, wenn man sieht, wie der Vater mit Tränen in den Augen und voller Stolz diesen Weg seines Sohnes begleitet, der für ihn ein Weg in eine fremde, ganz andere Welt ist. Für ihn zählt nur, dass sein Sohn glücklich wird. Das hat mich berührt. Mich hat aber auch nachdenklich gemacht, wie es gehen kann, dass so ein Wunschtraum ohne äußere Einflüsse entsteht. In der Umgangssprache gibt es die Wendung „wie aus heiterem Himmel". Und ähnliche Deutungen gibt es auch in der Bibel, wenn von Berufungen von Propheten erzählt wird, oder wenn beschrieben wird, wie Jesus bei seiner Taufe im Jordan bewusst wird, was sein Weg sein wird. - aus heiterem Himmel. Auf der einen Seite beinahe unerklärlich, auf der anderen Seite auch beruhigend. Wenn ich zum Beispiel an die Werte des Christentums denke und an seine  Entwicklung, die momentan rückläufig ist. Für mich heißt das, dass ich zwar alles tue, was ich kann, um meinen Teil zu seiner guten Entwicklung beizutragen. Aber ich muss nicht alles alleine schaffen. Bei Adrian ist es auch ganz anders gekommen. Er hat aus gesundheitlichen Gründen mit dem Tanzen aufhören müssen, aber er sagt, dass er diese Zeit nicht missen will und für sein Leben daraus gelernt hat. Ich kann also darauf vertrauen, dass der Traum von einer besseren Welt auch immer wieder wie von selbst in Menschen aufkommen wird. Und wenn vielleicht nicht alles so läuft, wie ich es mir vorstelle, es kann trotzdem gut werden. Wie aus heiterem Himmel.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13230
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