SWR1 3vor8

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„Gott sei Lob und Dank!" - das hat meine Mutter manchmal gesagt in ganz besonderen Situationen: wenn wir Töchter eine gefürchtete Prüfung endlich überstanden hatten, als die Enkel glücklich geboren waren, als im Fernsehen zu sehen war, wie sie die verschütteten Kumpel endlich aus der Grube befreit haben damals in Lengede. In solchen Situationen kam bei ihr „Gott sei Lob und Dank!". Das war für sie gewissermaßen die Steigerungsform von einem so dahingesagten: „Gott sei Dank!"
Gott sei Lob und Dank - Jetzt, nach vielen Jahren scheint mir: damit hat sie eine Erfahrung festgehalten, die sonst im Alltag schnell wieder verfliegt. Da kommen bald wieder die Klagen: „Ach Gott" oder „Oh mein Gott". Deshalb ist es gut, es besonders hervorzuheben, wenn man Grund hat, dankbar zu sein und erleichtert ist. „Gott sei Lob und Dank" - damit hat Mutter die andere, die gute Seite des Lebens festgehalten. Das klang dann noch lange nach - wie eine Art Grundmelodie des Lebens, die alles andere trägt.
Paulus, der erste Lehrer der Christen, hat es eigentlich nicht anders gemacht. Daran wird heute in den Evang. Gottesdiensten erinnert. „Gelobt sei Gott" - für ihn war das sogar so etwas wie die Überschrift über allem, was das Leben ausmacht. Diese Überschrift hat seinem Brief an die junge Christengemeinde in Ephesus vorangestellt. Und dabei war dort offensichtlich durchaus nicht alles so, wie es sein sollte. „Die Zeiten sind böse", schreibt Paulus und meint die bedrohte Lage der Christen aber auch die Fehler und Verfehlungen, mit denen sie sich gegenseitig das Leben schwer gemacht haben.
Paulus schreibt, es ist der Geist Gottes, der einem die Augen und das Herz öffnet. Gottes Geist öffnet einem die Augen für das, was gut ist - trotz all dem, wo man am liebsten „Ach Gott" seufzen möchte. Ich erlebe das in ganz verschiedenen Situationen. Ich ärgere mich zum Beispiel unheimlich über die unzuverlässige Kollegin - und dann sehe ich auf einmal, wie unzufrieden sie mit sich selber ist und dass sie wahrscheinlich einfach Hilfe braucht. Oder: Auf einmal ist da in all dem, was mich missmutig macht und traurig ein Geruch, eine Melodie, eine Farbe, vielleicht der Klang einer Stimme - und ich erinnere mich: Es gibt so viel Grund, glücklich zu sein und Gott zu loben! Ich glaube, das ist Gottes Geist, der mich dann erinnert. Der mich anstiftet zu sagen: „Gott sei Lob und Dank". Dann kriegt mein Leben wieder diese positive Grundmelodie. Oder die Überschrift, die über allem steht: Gott sei Lob und Dank. Sie glauben gar nicht, wie gut das tut.

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