Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Richtig. Wichtig. Lebenswichtig." Das ist das Motto des bundesweiten Tages der Organspende. Und der wird heute zum 30. Mal begangen. Organspende - ein richtig wichtiges Thema - das finde ich auch. Vielleicht haben Sie einen Spenderausweis. Vielleicht haben Sie bewusst keinen. Und vielleicht sind Sie dem Thema bis jetzt aus dem Weg gegangen. Oder Sie sind selbst oder in der Familie davon betroffen. Rund 12.000 schwerkranke Menschen warten derzeit in unserem Land auf ein neues Herz, eine Niere oder eine Leber. Ich habe festgestellt, dass es einen riesigen Unterschied macht, aus welcher Perspektive ich dieses Thema betrachte: Bin ich selbst betroffen, brauche ich ein Organ, oder eine Freundin oder ein Familienangehöriger, dann würde sicher auch ich mich an die Hoffnung klammern, dass mir jemand sein Organ spenden kann. Anders sieht es aus, wenn ich mich z. B. in eine Mutter hineinversetze, deren Kind gestorben ist und die mit der Frage konfrontiert wird, ob sie die Organe zur Organspende freigeben will. Dabei liegt dieses Kind wahrscheinlich noch vor ihr im Bett. Die Haut fühlt sich noch warm an. Und alles muss so schnell gehen. Zwei Lebenssituationen, wie sie gegensätzlicher kaum sein können. „Man schätzt das Leben und jeden einzelnen Tag viel mehr"- berichtet eine junge Frau, die seit ein paar Jahren mit einer neuen Niere leben darf. Es ist bewegend zu hören, wie dankbar Menschen sind, die mit einem neuen Organ weiterleben dürfen. Aber ich kann auch verstehen, wenn Angehörige bei dem Gedanken zusammenzucken, dass das Herz eines geliebten Menschen in der Brust eines Fremden weiterschlagen könnte. Und dann mag da noch die Angst sein, dass nicht alles probiert wurde, den Tod aufzuhalten. Manche trösten sich aber auch damit, dass Organe des Verstorbenen wieder anderen Menschen Leben ermöglichen.
In einem gemeinsamen Schreiben der katholischen und evangelischen Kirche heißt es dazu sinngemäß: Das Leben und damit auch unser Körper ist ein Geschenk Gottes. Deshalb können wir darüber nicht nach Belieben verfügen. Aber als Christen sind wir dazu aufgerufen auch mit unserem Leben anderen Menschen zu helfen. Organspende also als ein Akt der Solidarität und der Nächstenliebe. Mich überzeugt das und ich trage einen Ausweis bei mir. Gleichzeitig finde ich, dass niemand verpflichtet ist, seine Organe zu spenden. Aber sich mit dem Thema beschäftigen, das sollte jeder und jede. Dazu ist ein Tag wie heute da.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13117
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