Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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In der Öffentlichkeit werden sie kaum wahrgenommen, sie wirken zumeist still und im Verborgenen. Ihr Dienst aber ist Not wendend und daher Goldes wert! Ich meine die mutigen und kompetenten Frauen, die als Familienpflegerinnen tagaus tagein unterwegs sind. 
Wo sie zum Einsatz kommen, war zuvor schon jemand anderes da: Ein Unglücks- oder gar ein Todesfall, der eine Familie auseinander riss, oder eine schwere Erkrankung der Mutter, die nun ihre Kinder nicht mehr versorgen kann, Ehestreitigkeiten zwischen den Partnern, eine Trennung oder gar ein Verbrechen. Oft treffen Familienpflegerinnen auf Verwahrlosung, bekommen es mit Konflikten und familiärer Gewalt zu tun. Sie wissen im Voraus nie, was sie eigentlich erwartet. Nur eines wissen sie sicher: Die Hütte brennt - warum auch immer! Daher fackeln sie auch nicht lange, sondern krempeln die Ärmel hoch und packen zu. Familienpflegerinnen sind sprichwörtlich „Mädchen für alles". In einem Fall Köchin, Putzfrau, Managerin, im anderen Erzieherin und Pflegerin und meistens alles in einem. Das will ausgehalten sein. Familienpflegerinnen sind keine „Super-Nannys", wie wir sie vom Fernsehen kennen. Sie dringen ein in die intimsten Binnenräume von Beziehungen und erleben oft materielle und seelische Not, menschliches Leid im Übermaß. Gewiss - sie bekommen auch manches geschenkt: Die Liebe und Zuneigung der Kinder. Das Gefühl, gebraucht zu werden und wirklich konkret helfen zu können. Manchmal auch zum Abschied ein Wort des Dankes und der Anerkennung. Das hält sie bei der Stange. Gespart wird auch hier mal wieder am falschen Platz. Die Stellen sind zu wenige, die Einsatzzeiten begrenzt, die Bezahlung angesichts der Belastungen dieses Berufs eher kümmerlich. Kein Ruhmesblatt für ein reiches Land mit viel familiärer Not. Wenn Sie Familienpflegerinnen begegnen, sparen Sie bitte nicht mit Dank und Anerkennung. Ich wünsche diesen Frauen, die nun am frühen Morgen wieder unterwegs sind, dass ihr Dienst unter der Zusage des Evangeliums steht: „Wer einem dieser Kleinen auch nur ein Glas Wasser zu trinken gibt.... wird gewiss nicht um seinen Lohn kommen..." (Matthäus 10,42)

https://www.kirche-im-swr.de/?m=12950
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