Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Hoffentlich bleibt Ihnen die Frühstücksbrezel nicht im Halse stecken. Sie wissen, der Staat vespert heimlich mit und schnappt sich über die Mehrwertsteuer 7 % des Kaufpreises. Das ist sein gutes Recht. Seltsam nur, dass ihn die ca. 3 Billionen US-Dollar, die in den letzten 24 Stunden um den Planeten geschoben wurden, herzlich wenig interessieren. Finanzgeschäfte sind nämlich nicht umsatzsteuerpflichtig.
Längst schon ist eine minimale Finanztransaktionssteuer im Gespräch. Sie könnte die tosenden Finanzmärkte ein wenig beruhigen und die Spekulationen dämpfen. Das wissen auch die Politiker. Aber sie kriegen das einfach nicht gebacken, weder in Europa geschweige denn weltweit! Dabei winken den Staaten Milliardensummen an Einnahmen, mit denen man zum Beispiel die Kindersterblichkeit bekämpfen oder wenigstens die gigantischen Staatsschulden abtragen könnte, die uns die feine Finanzindustrie eingebrockt hat. Genau die versucht nun mit allen Mitteln, diese Steuer zu verhindern. Man will weiterhin ungestört schalten und walten. Im Hochfrequenzhandel an den Börsen jagt man in der Sekunde 3000 Geschäfte durch die Drähte, ohne für solch milliardenschwere Transfers auch nur einen müden Cent zu berappen. Die Evangelien berichten, wie einst die religiöse Elite in Israel, die Pharisäer, Jesus in der Steuerfrage auszutricksen suchten, um ihn der römischen Besatzungsmacht ans Messer zu liefern: „Ist es Recht, dem Kaiser Steuern zu zahlen", so fragen sie mit Unschuldsmiene. „Zeigt mir eine Münze", antwortet Jesus. Und einer greift in seiner Dummheit zum Portemonnaie, er führt also ein solches Geldstück mit dem Bild des kaiserlichen Abgottes mit sich. Wer sich über die Währung an dieser Ökonomie beteiligt, der muss dem Kaiser geben, was ihm gehört, so lautet kurz und knapp die Antwort Jesu. Es wäre höchste Zeit für eine Finanzumsatzsteuer! Was aber tun, wenn die Politik ein ums andere Mal einknickt? Dann bleibt nur, dass alle Geldvermögen, auch die der sogenannten kleinen Leute, ethisch zweckgebunden angelegt und damit der Spekulation entzogen werden. Und noch eins: Langfristig kann keine Politik Volkes Willen missachten. Wir müssen daher deutlich machen, dass wir die Einführung einer Transaktionssteuer für wichtig und erstrebenswert halten. Wenn Geld zur Ware wird, dann ist auch dieser Handel steuerpflichtig!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=12949
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