Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Das war neu für mich: Bevor der auferstandeneJesus seine Jünger endgültig verlässt teilt er Salz mit ihnen.Salz? Ja Salz. Das ist verloren gegangen alsder Bibeltext ins Deutsche übersetzt wurde. Im deutschen Text der Apostelgeschichte steht lediglich: „ Beim gemeinsamen Mahl..." Doch im griechischen Urtext steht an dieser Stelle: synalizomenos", das heißtwörtlich übersetzt: „Mit jemand Salz essen..." Schade eigentlich -was da mit der Übersetzung verloren gegangen ist. Denn dieses Salz miteinander teilen könnte ja eine tiefere Bedeutung haben. Mein erster Gedanke war: Spannend, denjenigen, denen er einmalgesagt hat: „Ihr seid das Salz der Erde" gibt er zum Abschied nochmals Salz. Wie zum Nachwürzen - oder daran Erinnern: Vergesst das nicht, ihr sollt Salz sein. Was hat es mit dem Miteinander Salzessen auf sich? Ich habe einen Theologen gefragt, der lange in Israel gelebt hat. Er hat mir gesagt, dass es im Orient bis heute guter Brauch ist Brot und Salz zu reichen, als Zeichen der Gastfreundschaft. Früher wurden wohl auch Freundschaften und Verträge durch das gemeinsame Essen von Brot und Salz besiegelt. 
Ein ganz praktischer Grund für das Salz ist dabei, dass durch die Hitze dort der Körper Salz verliert, das so wieder ergänzt wird. Das leuchtet ein und ist für mich gleichzeitig ein schönes Zeichen: Da im Salz auch eine besondere Konzentration von Lebenskraft steckt, wünsche  ich sie dem, dem ich Salz reiche. Vielleicht hat Jesus seinen Jüngern auch deshalbSalz gegeben. Um sie zu stärken und um ihre Freundschaft zu besiegeln. Vielleicht hat aber noch ein weiterer Aspekt eine Rolle gespielt. Es war wohl früher bei den Nomaden und im Orient Brauch  eine Schicht Salz auf die Erde zu geben und Fleisch darauf zu legen. Durch das Salz wurde dem Fleisch Wasser entzogen und es haltbar gemacht - konserviert. Wenn ich das bedenke, bekommt das Wort Jesu „Ihr seid das Salz der Erde"  eine weitere Dimension. Nicht nur Würze in der Welt, sollen die sein, die ihm nachfolgen wollen. Sie haben noch einen ganz anderen Auftrag. Fleisch steht auch für Leben. Sie sollen Leben bewahren. Christen haben so für mich den Auftrag,  dieMenschlichkeit zu bewahren, damit das Leben lebendig bleibt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=12861
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