Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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40 Tage dauert die Fastenzeit. Das ist vielen bekannt. Durch Diäten oderandere freiwillige Entbehrungen.Dass die Kirchen aber 50 Tage Ostern feiern, das ist so gut wie nicht bekannt. Ostern, also nicht nur beschränkt auf 2Tage oderdie Osterferien, sondern verstanden als50-tägiges Fest. Als eine Zeit der Freude. Freude am Leben und Freude an Gott, der den Mensch nicht dem Tod überlässt, sondern ihm neues, ewiges Leben schenkt. Das kann maneigentlich nicht lang genug feiern...
Auch nach Jesu Tod war es mit den Auferstehungserfahrungen nicht in 2Tagen vorbei. Die Bibel erzählt von ganz unterschiedlichen Erscheinungen des Auferstandenen. Zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten. (Mit zwei Jüngern ist er unterwegs nach Emmaus, Maria von Magdala spricht er mit Namen an, den Jüngern die sich im Obergemach verschanzt haben, offenbart er sich mit all seinen Verwundungen und Verletzungen ohne Vorwurf und wünscht ihnen Frieden. )So schwer für mich diese Geschichten vom Verstand her zu fassen sind, so gut spüre ich, dass sie Hoffnung und Mut machen wollen. Mir sagen: Mit dem Todist nicht alles vorbei. Es geht weiter im Kleinen wie im Großen. Eine dieser Geschichten rührt mich besonders an. Sie steht im Johannesevangelium:
Die Jünger sind wieder da, wo alles angefangen hat: Am See oder besser gesagt, auf dem See. Sie fischen, aber in dieser Nacht haben sie nichts gefangen. Frust macht sich breit. Sie sind auf dem Rückweg zum Ufer. Da steht Einer an Land und fragt: Kinder, habt ihr nicht etwas zu essen? Als sie verneinen, fordert er sie auf, das Netz auf der anderen Seite auszuwerfen. Dort würden sie was fangen. Tatsache, kaum an Land ziehen können sie das volle Netz. Da dämmert ihnen, wer da am Ufer wartet. Er ist schon da. Auch ein Feuer brennt bereits und ein Fisch liegt auf dem Rost und Brot. Er hat seinen Teil bereits eingebracht. Nun bittet er sie, die Fischer ihren dazuzulegen. Das Ihre mit einzubringen. Diese leise Szene und ihre Bilder sprechen mich sehr an. Wie oft bin ich im Alltag frustriert, frage mich: Ist das alles für die Katz' was ich tue? Vergeblich der Einsatz? Vielleicht müsste ich umdenken. Auch malmein Netz auf der anderen Seite auswerfen. Manches anders anpacken, nicht fischen wollen, wo es nichts zu fischen gibt. Und mich vielleicht trösten lassen, durch das Bild, dass das Feuer am Ufer bereits brennt, dass er schon da ist und wartet mit Fisch und Brot. Und ich meinen Teil dazulegen darf. Das leere - und das volle Netz. Jeden Tag - und am Ufer meines Lebens. 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=12858
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