Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Und morgen feiern wir die Auferstehung weiter", diesen Satz hab ich vor 25 Jahren gehört und er klingt mir immer wieder in den Ohren. Ein Pfarrer hat ihn am Ende der Osternacht zu seiner Gemeinde gesagt. Einer Osternacht, die ein echtes, ein heiteres Fest war. „Und morgen feiern wir die Auferstehung weiter..." Ich findedas passt nicht nur zur Osternacht. Klar, dass Christen an Ostern, und am Ostermontag noch Auferstehung feiern. Aber danachgeht vieles wieder seinen ganz normalen Gang.  Ostern abgehakt. Wenigen ist aber bewusst, dass die Osterzeit im Kalender der Kirchen bis Pfingsten dauert. 50 Tage die zur Feier desLebens gedacht sind. Für mich geht es bei dieser Einladung die Auferstehung weiter zu feiernum mehr als diese 50 Tage. Für mich steckt darin die Hoffnung, dass an jedem Tag Auferstehung geschehen kann. Ostern im Kleinen. Ostern täglich. Er ermutigt mich, in meinem ganz normalen Alltag auf Lebens- und Hoffnungszeichen zu achten und diese auch zu würdigen. Natürlich, es gibt Tage, an denen ichnichts von Auferstehung spüre. Diese  Tagemöchte ich nicht bagatellisieren. Da kann ich diesen Satz „ Und morgen feiern wir die Auferstehung weiterkaum hören. Er klingt höchstens leise an mein Ohr, tröstet mich, erinnert vielleicht auch dran...heut noch nicht, aber vielleicht morgen, oder überübermorgen, wirst du was davon spüren, dass das du wieder aufleben kannst. Gerade anTagen an denen alles seinen gewohnten Gang nimmt möchteich versuchen mich einzuüben in die Wahrnehmung der kleinen Auferstehungen mitten im Tag. Dazu habe ich beim Theologen Norbert Scholl eine Art Anleitung gefunden: 

Auferstehung -

jeden Morgen kräftig durchatmen,
den Lebensodem in den Körper strömen lassen,
die vom Schlaf lahm gewordenen Glieder bewegen,
Kaffee trinken und den Kreislauf ankurbeln,
den Leib mit Nahrung versorgen,
damit er sein Werk vollbringen kann.

Auferstehung -

aus dem Grab meiner Angst und Niedergeschlagenheit,
meiner Zweifel und Vorurteile heraustreten,
sich den Herausforderungen des Tages stellen,
die neuen und die alten Aufgaben herzhaft anpacken.

Auferstehung -

alles zurücklassen,
was mich gestern gestört hat,
und mit neuen Hoffnungen den Tag beginnen.

Auferstehung -

die Menschen, denen ich begegnen werde,
wieder neu annehmen,
sie nicht mit den Augen von gestern betrachten,
sondern als Auferstandene, zu neuem Leben Erweckte -
wie ich.

Norbert Scholl 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=12856
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