SWR2 Wort zum Tag

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In der Nacht vom 14. auf den 15. April 1912 sank die »Titanic«. 100 Jahre ist das jetzt her. Den Film dazu kennen viele. Im Mittelpunkt: das Mädchen Rose. Erster Klasse unterwegs, aber ziemlich unglücklich. Aus tiefer Verzweiflung will sie sich selbst töten, ins Wasser springen. Aber da ist plötzlich jemand: Jack, der sich auf das Promenaden-Deck der ersten Klasse geschlichen hat. Er rettet sie - und schenkt ihr durch seine direkte, offene Art neuen Lebensmut. Nun kommt die Liebe ins Spiel. 
Im Film ist Rose, die das Unglück überlebt hat, als alte Frau von über 100 Jahren zu sehen. Sie sitzt in der Tauchleitzentrale des Bergungsschiffes. Auf dem Monitor verfolgt sie mit der Mannschaft, wie der Tauchroboter in ihre ehemalige Kabine im Wrack der Titanic eindringt: ein Kronleuchter ist zu sehen, ein halb aufgelöster Stiefel, eine vermoderte Tür. Und diese Tür öffnet plötzlich die Vergangenheit. In Rose kommen die Erinnerungen hoch, gespannt lauscht schließlich die versammelte Mannschaft, wie diese alte Frau von ihrer ersten großen Liebe erzählt. Einer Liebe, die den Tod und alle Vergänglichkeit überdauert hat.
Rose erzählt vom Untergang der Titanic . Sie findet sich mit Jack im Wasser des Eismeers schwimmend wieder. Die Holzplanke, die Leben retten könnte, reicht nur für einen. Jack überlässt sie Rose Eine bewegende Stelle. Hier stirbt einer für einen anderen und tröstet ihn auch noch. Jack könnte auch Jesus heißen.
Am Schluss des Filmes sieht die alte Rose vor ihrem inneren Auge die berühmte Freitreppe in der ersten Klasse. Alle Untergegangenen der Titanic sind dort versammelt. Unter ihrem Beifall geht Rose die Treppe hinauf: strahlend jung und schön und festlich in Weiß gekleidet wie eine Braut. Oben erwartet sie Jack, lächelt ihr zu, reicht ihr die Hand. Eine österliche Auferstehungs-Szene: Rose ist nach einem langen erfüllten Leben mit ihrem Jack und allen, die sie gekannt und gemocht hat, wieder vereint.
Die Liebe ist stärker als alle gesellschaftlichen Schranken. Sie setzt sich über Reichtum und Besitz hinweg und geht auch über den Tod hinaus. Für mich nicht nur ein Film, sondern Realität. Als Pfarrer erlebe ich oft diese Kraft der Liebe im Gemeindealltag. Ich erlebe: Die Liebe ist stärker als der Tod.

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