Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Über Auferstehung denken die meisten erst dann ernsthaft nach, wenn der Tod ihnen nahe kommt. Deshalb ist Ostern für viele mehr so ein Art Frühlingsfest. Auferstehung - das beschäftigt einen erst wirklich, wenn man einen geliebten Menschen verloren hat - oder wenn man selber krank wird oder alt und der Tod plötzlich näher kommt.
Vorher reden die meisten eher so von oben herab von Auferstehung: Und manche sagen: Ich würde das ja gern glauben. Aber das kann doch nicht sein: Wie soll man sich das denn vorstellen?
So haben sie auch Jesus mal gefragt, ein bisschen ironisch, von oben herab: Wie wird das sein, mit der Auferstehung? Wenn eine Frau zum Beispiel mehrmals verheiratet war, welcher Mann kriegt sie dann nach der Auferstehung? Ich kann mir vorstellen, wie die Frager geschmunzelt haben. Da sieht man doch schon, was für ein Quatsch der Glaube an die Auferstehung ist, wollen sie damit sagen.(Mt 22, 23-33).
Aber Jesus hat ganz ernsthaft geantwortet: Sicher wird es ganz anders sein, sagt er. Heiraten und geheiratet werden, das wird es nicht geben. Wie die Engel werden sie leben. Hell und heiter, licht und klar und ohne dunkle Stellen, heißt das für mich. Wie die Engel eben. Aber - nicht als Engel! Ich finde, das ist eine schöne Vorstellung. Die macht es mir ein bisschen leichter, an meine Verstorbenen zu denken. Heiter und licht und klar und ohne die schmerzhaften und enttäuschenden Erfahrungen, die wir miteinander gemacht haben, werden wir irgendwann wieder zusammen sein.
Aber wie konnte Jesus das wissen? Ich glaube, eigentlich wusste er auch nicht mehr als Sie und ich wissen können. Genauer gesagt: Er wusste nicht mehr, als Sie und ich glauben können: Wer glaubt, hat eine Beziehung zu Gott. Wer glaubt, geht davon aus, dass Gott ihn liebt. Und von der Liebe Gottes kann einen nichts scheiden. Auch der Tod nicht. Für uns Menschen gilt: „Bis dass der Tod euch scheidet." Und das tut weh, wenn es so weit ist. Aber ich glaube trotzdem: „Nichts kann uns scheiden von der Liebe Gottes" (Rö 8, 38). Nicht einmal der Tod. Gottes Liebe bleibt, auch wenn ein Mensch sterben muss. Und die Liebe macht lebendig und hält lebendig. Genau, wie uns hier im Leben die Liebe lebendig macht, so macht uns Gottes Liebe lebendig, auch wenn wir gestorben sind. Jeder einzelne bleibt Gottes geliebtes Gegenüber. Anders natürlich. Aber doch unverwechselbar.
Wie die Engel eben. Heiter und klar und hell. Ich gehe davon aus, dass wir uns da wieder finden. Ich und die, die ich geliebt habe. Und wie das mit den mehrfach Verliebten wird? Das wird Gott dann schon gut machen. Ich finde, das ist eine schöne Aussicht.

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