Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Verliere Dich nicht im Alltäglichen." Steht im Kalender, der mich durch die Fastenzeit begleitet. Ich finde das ist ein guter Satz für einen Donnerstag. Das Wochenende ist schon ziemlich lange her. Der Alltag gibt den Takt an - meinen jedenfalls - und drückt dem Leben seinen Stempel auf. Da kommt dieser Satz gerade rechtzeitig: „Verliere Dich nicht im Alltäglichen."
Woran kann ich das merken, dass ich das Alltägliche nicht bestimme und meistere, sondern dass es mich bestimmt, ich mich sogar darin verliere? Ich kann es merken, wenn es mir geht wie Marta, von der die Bibel erzählt. Sie ist immer noch aktiv und schaffig, als es schon längst an der Zeit wäre, anzuhalten und den Gang rauszunehmen.
In dieser Geschichte kommt Jesus überraschend zu Besuch bei Marta und ihrer Schwester Maria. Beide freuen sich sehr. Aber dann reagieren sie ganz unterschiedlich auf diese Alltagsunterbrechung. Maria vergisst den Alltag, setzt sich zu ihm und sperrt Ohren und Seele auf. Sie will kein Wort von Jesus verpassen. Sie weiß, Jesus entsorgt vom Alltag.
Und Marta? Marta wird aktiv. Sie will Jesus das Beste bieten, was ihr Haushalt hat. Ihn umsorgen. Aber damit macht sie sich Druck. ‚Hoffentlich ist es gut genug, was ich zu bieten hab?' Marta verstärkt also sogar noch die Anstrengungen, die ihren Alltag sonst auch prägen. Und damit kommt sie an den Punkt, wo das Alltägliche sie in den Griff kriegt, wo sie sich im Alltäglichen verliert. Sie läuft immer weiter in der alltäglichen Spur, immer tiefer rein.
Jesus spürt Marta hat da ein Problem, das viele von uns kennen. „Marta, Du strengst Dich," sagt er zu ihr „machst Dir Sorgen, ob Du mir genügst. Lass los, lass genug sein. Lass Du Dich umsorgen von mir und von Gott."
Sich nicht im Alltäglichen verlieren: Die Geschichte von Marta gibt mir zu denken: Das Leben gelingt nicht, wenn ich immer nur denke, ich soll, ich muss: aktiv sein, wirken, bauen, planen, machen, schaffen. Also das Alltägliche perfektionieren. Das ist alles gut und recht. Aber es hat seine Zeit. Und es ist nicht die Basis des Lebens. Die Basis für ein aktives Leben ist Auszeit, passiv sein, empfangen, sich segnen lassen. Man kann sich verlieren in alltäglicher Aktivität und Anstrengung. Vielleicht ist ja der heutige Donnerstag genau der richtige Tag. Irgendwann im Lauf des Tages anzuhalten, und den Alltag unterbrechen. Anderes tun und zulassen als das was ich immer tue. Irgendwann heute ein Stück Sonntag leben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=12757
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