Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Der christliche Glaube ruft jeden Christenmenschen auf zum Widerspruch und Widerstand gegen alle Formen von Rechtsextremismus." Das hat Nikolaus Schneider vor kurzem gesagt, der Ratsvorsitzende der evangelischen Kirche.
Sehr eindringlich hat er mich angesprochen, und Sie auch wenn Sie ein Christenmensch sind.
Ist das wirklich nötig, dass er uns zum Widerspruch, sogar zum Widerstand gegen rechtes Denken und Handeln aufruft?
Sind wir das nicht von selbst? Ich bin doch nicht ausländerfeindlich, nicht rassistisch, nicht antisemitisch. Oder doch?
Nikolaus Schneider meint wohl, dass man das doch ausdrücklich sagen muss. Gerade auch uns Christen.
Ich habe mich selbst befragt und bin erschrocken:
Wie habe ich zB. darauf reagiert, als die 10 ausländischen Geschäftsleute ermordet worden sind? Von rechten Terroristen. Nur weil sie Ausländer waren. Ja ich habe es zur Kenntnis genommen, war erschrocken, schon. Aber ich war auch schnell zufrieden mit den Erklärungen der Ermittler; ‚nein, mit Ausländerfeindlichkeit hat das nichts zu tun.'
Hätten Sie und ich uns auch so desinteressiert abgewandt, wenn deutschstämmige Deutsche ermordet worden wären?
Vielleicht fängt so Diskriminierung von anderen an: Dass man sich desinteressiert abwendet: ‚Nicht meine Hautfarbe, nicht meine Religion, fremder Hintergrund'.
Ich habe an die Geschichte vom Barmherzigen Samariter denken müssen. In der Bibel. Bevor der Samariter kommt und dem Verletzten hilft, der unter die Räuber gefallen ist, kommen schon zwei andere Männer vorbei. Fromme Männer. Als sie den Verletzten sehen, schauen sie erst weg und dann machen sie, dass sie weg kommen. Wie oft schauen wir weg oder hören nicht hin, wenn Ausländer geringer geschätzt werden als Deutschstämmige?
Wie oft machen wir den Mund nicht auf, wenn gesagt wird, ‚ich habe ja nichts gegen Ausländer, aber...; ich habe nichts gegen Juden, aber. Oder wenn -auch Christen- sagen, der Islam gehört nicht nach Deutschland.'
Nikolaus Schneider hat wohl zurecht so eindringlich geredet: Christen dürfen nicht wegschauen und weghören.
Im Gegenteil: Wir sollen rechtem Denken und Handeln widersprechen und widerstehen. Dann stehen wir als Christen für den Glauben ein. Denn zu diesem Glauben gehört als Kernsatz: „Jeder Mensch ist Gottes Ebenbild": Jude, Muslima, Christ oder Atheistin. Deutscher, Somali oder Türkin."
Jeder Mensch ist ein Ebenbild Gottes. Diesen Satz sollen wir auch leben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=12756
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