Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Genug Geld zu haben, das ist ein Segen. Von Geldsegen redet man ja auch, wenn jemand unerwartet zu Wohlstand kommt. Geld beruhigt, das ist keine Frage. Man kann viele Probleme lösen, wenn man genügend Geld hat. Auch Jesus hat von einem wohlhabenden Mann erzählt, der hat sich vorgestellt, wie es sein könnte: Irgendwann würde er genug haben. Dann könnte er sich Ruhe gönnen, essen und trinken und das Leben genießen (Lk 12, 16-21). Geld beruhigt. Sollte man meinen. Aber, erzählt Jesus in seiner Geschichte, das ist anscheinend nur ein schöner Traum vom Geld. Die Realität sieht anders aus. In der Realität nämlich macht sein Wohlstand den reichen Mann unruhig. Wo soll ich meine Ernte lagern, fragt er sich - und fängt an die Scheunen abzureißen, damit er neue, bessere und größere bauen kann. Er muss ja Platz schaffen auch für kommende Ernten. Man weiß ja nie. Besser man sorgt vor und geht auf Nummer sicher. Man muss schon gut überlegen, wo und wie man seinen Wohlstand anlegt. Und wenn es andere, bessere Anlagemöglichkeiten gibt - dann sollte man zugreifen. Raus aus den alten Anlagen und das Geld in neue stecken, die sicherer sind und mehr einbringen. Der reiche Mann, von dem Jesus erzählt, macht sich Sorgen. Und hat immerzu das Gefühl: Es reicht noch nicht. Ich habe mein Leben noch nicht genug abgesichert. Anscheinend schläft er sogar schlecht, trotz seiner guten Geschäfte. Er hört nämlich Gott reden. Der sagt zu ihm: „Wenn ich nun dein Leben von dir zurück fordere: Was nützt dir dann dein Wohlstand?" Und Jesus kommentiert seine Geschichte: „So geht es dem, der für sich selbst Schätze anhäuft - und bei Gott nichts besitzt. Was könnte man denn haben, was bei Gott zählt? Was einen wirklich ruhig macht, damit man besser schlafen kann? Glaube, Hoffnung und Liebe, zählt die Bibel auf. Das ist es, was am Ende zählt. Der Glaube, der einen trägt. Ich würde vielleicht lieber sagen: Das Vertrauen, dass Gott mich nicht allein lassen wird. Dass er die Probleme wahrscheinlich nicht löst für mich. Aber dass er mir hilft, ruhig zu bleiben, Geduld zu haben, dass er mir Möglichkeiten zeigt und mir Menschen schenkt, die mit mir gehen. Das ist sicherer als jede Geldanlage, glaube ich. Und Hoffnung. Die Hoffnung, dass ich in Gottes Welt bleiben werde, auch wenn mein Leben zu Ende geht. Und dass dann Tränen und Schmerz und Geschrei zu Ende sein werden. Diese Hoffnung macht die Sorgen kleiner, die einen beunruhigen, finde ich. Und die Liebe? Die lehrt mich, dass man das nicht kaufen kann, was wirklich wichtig ist. Geld ist dann gar nicht so entscheidend. Und deshalb kann es ein Segen werden, nicht nur für die, die es haben. Sondern auch für die, die es brauchen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=12568
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