Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Wer im Sommer heiraten will, ist jetzt mitten in den Vorbereitungen. Brautpaare entwickeln Ideen und Wünsche und schreiben Listen: Welches Restaurant, welche Gäste, Menüliste, Übernachtungsliste, Wunschliste, wer kümmert sich um was, wer führt Regie am großen Tag. „Ich weiß gar nicht, wie man das früher ohne Excel-Tabellen gemacht hat" hat mir eine junge Kollegin gesagt. Manchmal wird das ein richtiger Stress. Manchmal gibt es auch Stress mit dem Pfarrer oder der Pfarrerin. Denn wenn junge Leute eine kirchliche Hochzeit planen, dann haben sie oft auch ganz genaue Vorstellungen, wie das ablaufen soll. Wir hatten so schöne Ideen, hat mir eine andere junge Frau erzählt. Auf der Wiese neben dem Gasthaus wollten wir heiraten, ganz idyllisch am Waldrand mit Vogelgezwitscher. Und mein Vater sollte mich zum Altar führen. Aber der Pfarrer wollte nicht so richtig. „ Wollt ihr einen Gottesdienst oder wollt ihr Kino?" hat er gefragt. Nun kann man einen Gottesdienst zweifellos auch auf der Wiese feiern. Das wird allerdings stressig, wenn es regnet. Und ob eine selbstbewusste junge Frau sich von ihrem Vater einem anderen Mann zuführen lässt - das ist vielleicht einfach Geschmackssache. Ich finde, junge Frauen müssen nicht bei jedem Schritt von einem Mann geführt werden. Aber in einem hat der Pfarrer sicher recht: Eine Trauung ist ein Gottesdienst - und nicht großes Kino. Nach evangelischem Verständnis müsste man eigentlich sogar sagen: „Ein Gottesdienst anlässlich einer Eheschließung", wenn man es genau nimmt. Verheiratet sind die beiden ja schon Dafür ist das Standesamt zuständig. Deshalb muss man den Trauschein vom Standesamt vorweisen, wenn man zur kirchlichen Trauung kommt. Mit der kirchlichen Trauung zeigen zwei Menschen: Für uns ist die Ehe nicht bloß ein Rechtsakt, ein Vertrag über das gemeinsame Leben gewissermaßen. Wir fühlen uns füreinander verantwortlich. Wir sehen den anderen jeweils als Geschenk von Gott. Ein Geschenk damit wir es miteinander gut haben können im Leben. Für dieses Geschenk fühlen wir uns verantwortlich, auch vor Gott. Deshalb sagen wir in der Kirche noch einmal ja: Ja, ich will diesen Menschen als Gottes Geschenk annehmen und lieben und achten. Damit unser gemeinsames Leben gelingt. Dass es gelingt, dafür beten die Brautpaare in der Kirche. Dafür beten auch die Angehörigen und Freunde. Und sie bitten um Gottes Segen. Wer kirchlich heiratet, der weiß: Zur Ehe gehört ein Dritter. Damit die Ehe gelingt, braucht man Gottes Begleitung. Und der käme wahrscheinlich  auch mit auf die grüne Wiese. Sogar bei Regen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=12566
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