Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Das schaffe ich nie - ich habe nicht die Kraft dazu!" Es ist bitter, sich das einzugestehen. Ich möchte nicht wissen, wie viele sich an dem abarbeiten, was sie eigentlich nicht schaffen können. Manchmal ist es einfach Erschöpfung, manchmal das Alter, manchmal eine Krankheit. Manchmal die falsche Aufgabe für den falschen Menschen. Aber es muss ja gemacht werden. Manche überarbeiten sich dann und brechen irgendwann zusammen, manche übernehmen sich und schließlich geht gar nichts mehr. Und manches bleibt einfach liegen und wird nicht gemacht, weil ich mich nicht ran traue Gottes Kraft ist in den Schwachen mächtig. Das Motto der Evangelischen Kirche für dieses Jahr klingt dann wie Hohn. Ich habe es doch versucht. Ich habe mich angestrengt. Aber ich bin einfach bloß schwach. Von Gottes Kraft keine Spur. Es geht trotzdem nicht. Ich schaffe es einfach nicht. Was läuft da falsch? Ich glaube, ich habe das jetzt erst verstanden. Ein Kalender hat mich drauf gebracht. Der Kalender für die Fastenzeit, die in diesen Tagen anfängt. Sieben Wochen ohne falschen Ehrgeiz, heißt er diesmal und fängt an mit „Grenzen erkennen". Da habe ich auf einmal verstanden: Darauf kommt es an. Dass ich meine Grenzen erkenne. Bisher habe ich gedacht: Na, wenn ich zu schwach bin - dann wird Gott mir helfen. Er wird mir Kraft geben. Seine Kraft ist in den Schwachen mächtig. Dann habe ich mich erst recht angestrengt und ins Zeug gelegt. Und manchmal ging es dann wirklich. Aber manchmal auch nicht, dann habe ich mich fix und fertig gemacht und am Ende war ich enttäuscht. Von mir selbst und von Gott. Der mir nicht seine Kraft geliehen hatte. Jetzt habe ich begriffen: „Das schaffe ich nie - ich habe nicht die Kraft dazu!" solche Grenzen muss ich wirklich anerkennen. Nicht erwarten, Gott würde mir dann schon irgendwie helfen. Mich wieder zu Kräften bringen gewissermaßen - und dann geht es doch. Nein, manches geht einfach nicht. Das schaffe ich nicht. Das ist dann vielleicht auch nicht meine Aufgabe. Manchmal ist das wirklich eine Erleichterung, wenn man seine Grenzen erkennt und auch dazu steht: Das schaffe ich nicht. Manches geht dann wirklich leichter. Denn: Wenn ich so eine Grenze erkannt habe - dann kann ich Hilfe suchen. Eine passendere Wohnung vielleicht. Angehörige, die mir helfen. Vielleicht auch die Sozialstation. Einen anderen, der für mich spricht und der froh ist, wenn ich ihn berate bei dem, was er sagen soll. Dass es gesagt wird ist wichtig. Nicht, dass ich es sage. Gottes Kraft ist in den Schwachen mächtig. Das ist auch meine Erfahrung - wenn man seine Grenzen erkennt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=12565
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