Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Es gibt Dinge, an denen scheiden sich die Geister. Entweder man mag sie gern oder man mag sie überhaupt nicht. Dazwischen gibt es wenig Spielraum, und am besten auch keine Diskussion, wenn man keinen Streit fürs Leben riskieren will. Beim Fußball ist das zum Beispiel so und beim Operngesang, bei Talkshows im Fernsehen und bei sauren Kutteln - und eben: bei Fasnacht. Entweder man mag's und macht mehr oder weniger ausgelassen mit oder man ergreift angewidert die Flucht. Und insgeheim verachtet man alle, die anderer Meinung sind, und findet sie entweder humorlos oder lächerlich. Bei Kutteln gibt es nichts zu begründen, warum man sie mag oder nicht mag, es ist eben so. Geschmäcker sagt man, sind halt verschieden. Bei Fasnacht fängt man oft an zu begründen: Humor und Lebensfreude, sagen die einen, gehört doch dazu, besonders in einer Welt, die alles durchstrukturiert und kontrolliert, da ist es wichtig, Ventile zu haben und auch mal so richtig aus sich raus zu gehen. Aber bitte nicht so primitiv, sagen die anderen, ich mach mich doch nicht zum Affen, das ist unter meinem Niveau. Und manche finden es bedenklich, sich an einem Brauchtum zu freuen, das vielleicht gar keine christlichen Wurzeln hat oder sehen gar den Teufel selbst am Werk. Besonders schwierig ist es in den Gegenden, in denen Menschen zusammenleben, deren Lebensgefühl unterschiedlich geprägt ist. Und dann ist es natürlich auch eine Frage des Naturells, ob man so was mag oder nicht, ob man gern aus sich rausgeht oder eher ein ernster Typ ist. Das allein schon sollte uns doch zeigen, dass dieses Thema nicht geeignet ist, um eine ganze Weltanschauung daraus zu machen. Es zeigt uns nur, wie unterschiedlich Menschen sind. Das wissen wir zwar schon längst, aber wenn es konkret wird, lassen wir uns mit Lust immer wieder provozieren. Um im Bild von den Geschmäckern zu bleiben: Ich fänd's schön, wenn die Kuttelfans und die Kuttelhasser an einem Tisch essen könnten, ohne sich gegenseitig Geschmacksverirrung oder Arroganz vorzuwerfen. Wenn sie aneinander und miteinander lernen dürften, dass wir nicht alles verstehen müssen, was andere tun, und auch nicht bewerten. In diesem Sinn: Kommen Sie gut durch diese Tage - mit Lust oder mit entspannter Gelassenheit!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=12508
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