Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Wann waren Sie das letzte Mal alleine mit der Bahn unterwegs? Oder in einem Café? Oder einem Wartezimmer? Vielleicht geht es Ihnen da ja ähnlich wie mir.
Meistens wähle ich meinen Platz so, dass ich möglichst weit weg bin von den anderen Menschen. Am besten erwische ich eine noch ganz leere Sitzgruppe oder einen unbesetzten Tisch. Mindestens ein Sitz Sicherheitsabstand sollte es sein. Wenn ich mich dann umschaue im Abteil oder im Raum, dann habe ich den Eindruck: Ich bin nicht die einzige Person, die es so macht. Die Plätze dicht beieinander, die werden erst dann aufgefüllt, wenn es gar nicht mehr anders geht.
Warum mache ich das eigentlich so, frage ich mich. Oft will ich meine Ruhe haben. Meinen eigenen Gedanken nachhängen - oder für mich etwas tun. Aber irgendwie ist es doch auch schade, finde ich. Da sind Menschen beieinander - und doch nur für sich. Meistens wird ja nicht mal ein Blick ausgetauscht. Man versteckt sich hinter einem Buch - oder stöpselt sich mit Ohrhörern ab von der Außenwelt.
Manchmal mache ich es bewusst anders. Dann setze ich mich mit Absicht zu dem älteren Mann oder zu dem jungen Paar mit dem Kind. Ich grüße freundlich - und schaue, was passiert. Manchmal passiert nichts. Dann nehme ich halt mein Buch - oder die Ohrhörer. Manchmal kommt aber ein Lächeln zurück, ein Gruß. Man versteht sich ohne Worte. Oder es entsteht sogar ein spontanes Gespräch. Neulich habe ich auf diese Weise prompt eine Bekannte meiner Familie kennengelernt ...
Wenn es zu solchen kleinen Begegnungen kommt, tut mir das gut, spüre ich. Und ich habe den Eindruck: Wir Menschen wollen gar nicht immer nur für uns bleiben. Vielleicht haben wir es einfach nur verlernt, offen zu sein füreinander. Und es muss jemand den Anfang machen.
Ich glaube, die Sache hat etwas zu tun mit der Kraft Gottes. Mit dem Heiligen Geist, wie man diese Kraft auch nennt. Die Bibel erzählt, dass es die Kraft Gottes ist, die Menschen zusammenbringt. Menschen, die eigentlich für sich bleiben wollten, bekommen plötzlich einen Blick füreinander. Sie haben Lust, sich zu begegnen. Und sie finden zueinander. Das klingt ganz unspektakulär und gewöhnlich. Aber so gewöhnlich ist es eben gar nicht.
Wenn Sie das nächste Mal alleine sind in der Bahn, oder im Café, oder im Wartezimmer: Vielleicht bleiben Sie ja gar nicht alleine. Vielleicht machen Sie eine Erfahrung mit dem Heiligen Geist. Mit Gottes Kraft, die Menschen zusammenbringt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=12474
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