Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Gott schenkt Freiheit: Die Zehn Gebote„Wie fühlt sich Freiheit an?"
Habe ich im Konfirmanden„unterricht" gefragt. Und: „Wann sind Menschen eigentlich frei?"
Den Jugendlichen ist viel eingefallen: „Freiheit ist, als ob man fliegt." „Mir ist wichtig, dass ich nicht überall beobachtet und beurteilt werde."
Gleich mehrmals hieß es: „Menschen sind frei, wenn sie tun können, was sie wollen." Die Konfirmanden haben dann aber auch gemerkt: Totale schrankenlose Freiheit, - die kann es gar nicht geben. Wenn man sich alle Möglichkeiten offenhält, immer noch mehr haben will, mehr machen, mehr erreichen, ... - dann fühlt sich das eher verkrampft an. „Freiheitsstress" könnte man das nennen. Und wir leben ja auch nicht für uns alleine. Sondern immer in Beziehung mit anderen Menschen. Wenn man so tut, als sei alles erlaubt, dann kann das andere in ihrer Freiheit einschränken. Freiheit braucht also immer Grenzen und Regeln, - auch wenn das erst mal widersprüchlich klingt.
„Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus der Sklaverei in Ägypten befreit hat." [Exodus 20,2; Übersetzung „Neues Leben"] In diesem Bibelvers steckt die berühmte Geschichte vom Auszug aus Ägypten. So hat sich Gott den Menschen bekannt gemacht, erzählt die Bibel. Gott ist ein Gott, der Freiheit schenkt. Das ist eine der wichtigsten Erfahrungen, die Menschen mit Gott gemacht haben.
... aber wenn man dann weiter liest in der Bibel, dann stößt man gleich anschließend auf die Zehn Gebote. Ausgerechnet die Zehn Gebote! „Du sollst ...", „Du sollst nicht ..." - spontan bringt man das nicht unbedingt mit Freiheit in Verbindung ... Ein Gott, der doch Freiheit schenkt, - warum schickt der gleich noch Zehn Gebote hinterher?
... wahrscheinlich, weil es stimmt, was die Konfirmanden herausgefunden haben: Freiheit braucht Grenzen. Und Regeln. Die Zehn Gebote zeigen uns, wie wir neue Gefangenschaften vermeiden - und wie das gemeinsame Leben in Freiheit funktioniert. Es ist schon auffällig: Diese uralten Gebote passen auch im 21. Jahrhundert ziemlich gut.
„Du sollst den Feiertag heiligen", heißt eins der Gebote. Wer sich keine besonderen Tage mehr gönnt und immer weitermacht mit dem Geschäft, den hält der Alltag gefangen. Der kommt nicht mehr heraus aus dem normalen Vielerlei. Der vertut seine Freiheit.
Gott schenkt Freiheit - gerade mit den Zehn Geboten. „Diese Zehn Gebote sind eigentlich schon Freiheit", fand ein Konfirmand. Das kann man kaum besser sagen, finde ich.

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