Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Das ist mein Glaube: Gott hat alles stehen und liegen lassen, weil er mich liebt. Das feiern wir an Weihnachten, aber das gilt im Januar auch noch: Gott hat seinen Platz im Himmel aufgegeben und ist Mensch geworden.
Er hatte so viel zu tun: Die Welt erhalten, die Geschichte bestimmen, die Mächtigen beschwichtigen und die Weinenden trösten und Kriege verhindern.
Aber er, der Schöpfer der Welt, hat nichts Besseres zu tun gehabt als mir zu zeigen, dass er mich liebt. Deshalb ist Gott in die Welt gekommen, weil er uns Menschen liebt. Weil er mich liebt.
Das ehrt mich, das adelt mich, das macht mich wertvoll. Ich bin geliebt!
Und Gott hat sozusagen den Lauf der Welt angehalten, damit er mir das zeigen kann. Nichts anderes war wichtiger. Er hat sich die Zeit genommen, mir zu zeigen, dass er bereit ist, sogar sein Leben hinzugeben, um zu sagen: Ich bin für dich da.
Immer wieder freue ich mich daran, dass ich das glauben darf und kann.
Und immer wieder holt es mich auch ein, dass Gott mir damit ein Beispiel gegeben hat: Wer jemanden liebt, lässt alles andere stehen und liegen und zeigt es.
Ich habe ja oft so viel zu tun: Ob Wäsche waschen oder Preise vergleichen, ob Arbeit oder Hobby. Ich habe einen vollen Terminkalender, einen Kopf, der voll ist von Dingen. Nicht zuletzt deshalb, weil ich Zeitung lese und fern sehe.
Ich bin verantwortlich für so vieles. Ich habe ständig zu tun. Das ist mein Leben!
Und oft kommen dann die zu kurz, die ich sowieso um mich habe. Ausgerechnet die, die ich liebe, haben oft am Wenigsten von mir.
Von den 80 Jahren, die wir Menschen in Deutschland im Schnitt leben, küssen wir - so haben Statistiker herausgefunden - nur etwa 2 Wochen. Aber wir verbringen mehr als 12 Jahre davon vor dem Fernseher.
10 Jahre hören wir Radio, aber nur 9 Monate spielen wir mit den eigenen Kindern.
Wenn ich Gott da richtig verstehe, dann könnte es auch anders gehen: Auch wenn ich so viel Wichtiges zu tun habe, unterbreche ich das, um jemandem meine Liebe zu zeigen. Ich halte für einen Moment die Welt an für mich und für den anderen. Ich habe nichts Besseres zu tun als jemandem zu zeigen, dass ich ihn liebe.
Das ehrt den anderen und adelt ihn. Das macht ihn wertvoll. Er ist geliebt!
Nichts anderes ist wichtiger. Ich habe mir die Zeit genommen, dem anderen zu zeigen, dass ich bereit bin, ein Stück meines Lebens hinzugeben, um zu sagen: Ich bin für dich da.

Quelle für Statistik: GEO Wissen, Oktober 2005

https://www.kirche-im-swr.de/?m=12342
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