Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Versprechen muss man halten. Und was man angefangen hat, das sollte man auch zu Ende bringen - erst recht, wenn man es nicht allein sondern zu mehreren angefangen hat. Wie sollte ich mich auf einen anderen verlassen können, wenn Versprechen mir nichts dir nichts gebrochen werden? Wem könnte ich noch vertrauen, wenn Menschen mich einfach im Stich lassen?
Versprochen ist versprochen und was man angefangen hat, dass sollte man auch fertig machen. Das sind wichtige Grundsätze. Wenn sie verletzt werden, ist es schwer, wieder Boden unter die Füße zu kriegen.
Aber: Wenn nun die drei Könige zu dem bösen Herodes zurückgegangen wären? Sie hatten ihm versprochen von dem Kind zu berichten, dass sie gesucht haben. Vielleicht erinnern Sie sich an die biblische Geschichte: Als sie das Kind in der Krippe dann wirklich gefunden haben, sagt ihnen Gott im Traum, dass sie nicht wieder zu Herodes zurückgehen sollen. „Da zogen sie auf einem anderen Weg zurück in ihr Land" notiert die Bibel kurz und bündig. Die drei Könige haben ihren Plan aufgegeben. Sie haben ihr Versprechen gebrochen. Manchmal übersieht man am Anfang nicht, worauf man sich einlässt. Wenn die Zeiten sich ändern, wenn Menschen sich ändern - dann ist es schwer ein Versprechen einzuhalten, das man gegeben hat. Wenn die Aufgaben sich ändern oder die Schwierigkeiten größer werden, als man am Anfang gedacht hatte, dann ist es manchmal unmöglich, zu Ende zu bringen, was man sich vorgenommen hat.
Aber das ist meistens keine leichte Entscheidung. Immer sind Menschen enttäuscht, wenn ich ein Versprechen nicht halten kann. Und wenn ich nicht fertig bringe, was ich mir vorgenommen habe, dann bin ich selber mindestens genauso enttäuscht wie die Mitarbeiter.
Die drei Könige damals hatten es vergleichsweise einfach. Sie hatten den Traum, einen Hinweis direkt von Gott: Geht nicht wieder zurück zu Herodes! Meine Träume sind nie so eindeutig. Im Gegenteil. Wenn ich träume, ist es meistens ein ziemlich krauses Zeug.
Ich glaube deshalb, man muss mit denen reden, denen man ein Versprechen gegeben hat, das man nicht halten kann. Vielleicht findet man ja gemeinsam einen anderen Weg, der für beide gangbar ist. Die Könige werden auch miteinander geredet und sich vergewissert haben. Man ändert nicht wortlos seine Pläne. Und ein Versprechen sollte man jedenfalls nicht wortlos zurück nehmen.
Manchmal ändert sich ja etwas, wenn man miteinander spricht. Und dann geht es doch weiter. Und wenn nicht: dann wissen die anderen, warum und was los ist. Dann ist Vertrauen verletzt. Das tut weh. Aber es ist nicht zerstört. Es kann wieder wachsen. Hoffe ich.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=12239
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