Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Manchmal kommt man mit Lebensweisheiten nicht mehr weiter. Wenn ich eine Freundin trösten möchte, der ihre große Liebe zerbrochen ist: Was soll ich sagen? „Das Leben geht weiter"? Wenn ich enttäuscht bin und schief gegangen ist, wofür ich mich eingesetzt hatte, dann lese ich auf den Beratungsseiten der Zeitschriften: „Nur keine Schwäche zeigen. Wer Schwäche zeigt, hat erst recht verloren". Aber hilft mir das? Und wenn mir jemand sagt: Was Sie da im Radio machen, dass interessiert heute doch niemanden mehr, „Sie müssen sich an den Markt anpassen"! Wäre das wirklich der richtige Weg?
Normalerweise sind diese Lebensweisen ja ganz klug. Normalerweise. Natürlich geht das Leben weiter. Die Welt hört nicht auf, sich zu drehen, wenn eine Liebe zerbricht. Wer Schwäche zeigt hat es wirklich schwerer als der, der unbeirrt vorneweg marschiert. Und wer sich den Veränderungen der Zeit verweigert, der verpasst den Anschluss. Ist alles richtig. Meistens.
Aber manchmal eben auch nicht. Manchmal bricht einem mit der Liebe die ganze Welt zusammen, alles, worauf ich bisher gebaut hatte. Wer seine Schwäche nicht zeigen darf, wird irgendwann richtig krank davon. Und sich einfach dem Markt anpassen, ist manchmal zu einfach.
Mit den Allerweltsweisheiten kommt man ans Ende, wenn das Leben nicht so einfach ist. Das hat auch Paulus gewusst. Deshalb schreibt er in einem Brief an die ersten Christen in Korinth: Es gibt noch eine andere Weisheit, die trägt auch dann, wenn das Leben nicht so einfach ist. Das ist die Weisheit Gottes. Die ist tragfähiger als die Allerweltsweisheiten, mit denen man irgendwann am Ende ist.
Die Weisheit Gottes (1. Kor 2, 1-10), die weiß etwas von Jesus Christus, dem Gekreuzigten. Heute, erst gut zwei Wochen nach Weihnachten könnte man vielleicht noch dazu sagen: Die Weisheit Gottes finde ich, wenn ich das Kind in der Krippe sehe. Das ist die Weisheit, die trägt, auch wenn es nicht so einfach ist im Leben. Sie weiß, dass das Leben zusammenbrechen kann. Dass man das aushalten muss. Dass Gott einen auch dann nicht allein lässt. Und dass er neues Leben schenken kann. Das wissen Christen von Jesus, dem Gekreuzigten. Die Weisheit Gottes begreift, dass von einem schwachen Kind mehr Kraft ausgegangen ist, als von Kaisern und Königen. Dieses Kind hat Herzen verändert und stark gemacht, wo die Mächtigen nur drohen können und Menschen zwingen.
Die Weisheit Gottes ist mehr, als wir Menschen ausdenken und herbeireden können. Und wenn ich am Ende bin mit meiner Weisheit - dann trägt sie mich.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=12238
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