Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig". Immer am Jahresanfang gibt sich die Evangelische Kirche ein Motto für die nächsten 12 Monate. Das soll der ganzen Kirche und jedem einzelnen Mut machen, wenn man Mut braucht. Manchmal wird es einen auch kritisieren, wenn Kritik nötig ist.
Für 2012 also nun: Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig. Paulus, der Apostel hat das in einer Art Traum direkt von Gott gehört, als er am Ende war. Er hatte sich aufgerieben mit seiner Arbeit, hatte wenig Erfolg gehabt, fühlte sich seiner Aufgabe nicht gewachsen. Bin ich wirklich geeignet für diese Sache hat er sich gefragt und von Gott selber gehört: Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.
Klingt aber ein bisschen weltfremd, sagen sie jetzt vielleicht. Die Erfahrung sagt etwas anderes: Die Großen fressen die Kleinen, die Ladenketten machen die Tante Emma-Läden kaputt, die globalen Märkte zwingen sogar Regierungen in die Knie. Die sich gut verkaufen können kriegen den Job und die anderen eben nicht. Die Alten werden ausgemustert und die Jungen führen neue Methoden ein.
Es ist ja wahr: Manchmal geht es so zu in der Welt. Aber ist das ein Grund, zu sagen: Was soll ich schon tun, dafür bin ich nicht geeignet, zu schwach, zu wenig durchsetzungsfähig, zu zögerlich, zu ängstlich? Manchmal denke ich: Gerade mit solchen Bedenken stehe ich mir selber im Weg.
Die Bibel jedenfalls erinnert an andere Erfahrungen. Denken Sie an Jesus, der als Kind von Flüchtlingen in einem Stall zur Welt kam. Unzähligen Menschen hat er Gottvertrauen und Lebensmut gegeben bis heute. Die Bibel erzählt von David, dem Hirtenjungen, der den riesigen Goliath bezwungen hat, weil der vor Kraft kaum noch gehen konnte. Oder nehmen Sie Mose: Der konnte nicht gut reden. Da stellte ihm Gott seinen Bruder an die Seite und zusammen haben sie ein ganzes Volk in ein besseres Leben geführt.
Solche Dinge sind möglich - nicht nur in biblischen Geschichten. Ich denke an die afrikanischen Frauen, die im vergangenen Jahr den Friedensnobelpreis bekommen haben: Sie haben nicht geschwiegen zu dem Unrecht in ihren Ländern, haben Mitstreiterinnen und Mitstreiter gewonnen und viel erreicht. Oder nehmen Sie Martin Luther: Ein kleiner Mönch hat vor dem Kaiser und aller Welt gesagt: „Ich kann nicht anders. Gott helfe mir, Amen!" und damit die Christenheit erneuert und das Gottvertrauen vieler Menschen neu belebt.
Gottes Kraft ist in den Schwachen mächtig. Wenn Sie im neuen Jahr vor Aufgaben stehen, denen Sie sich nicht gewachsen fühlen - darauf können Sie sich verlassen - und immer wieder mal beten: „Gott hilf mir, Amen!"

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