Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Eigentlich ist es ganz einfach. Und trotzdem gibt es dafür weder Zeit, noch den passenden Ort. Eigentlich ist es ganz einfach, sich Zeiten und Orte der Besinnung und des Innehaltens zu reservieren. Nach-denken, etwas Erlebtes Nachklingen lassen, oder vor-denken, bevorstehende Begegnungen und Aufgaben bedenken, nicht besinnungs-los durchs Leben zu hetzen.
Warum behaupte ich, dass es ganz einfach ist? Weil ich es nur tun muss.
Zum Beispiel nicht dauernd den mp3-player laufen und mich berieseln lassen. Warum nicht - auch mal die Stille aushalten?
Oder auch den Fernseher mal ausgeschaltet lassen. Nicht anderen beim Leben zuschauen, sondern ins eigene Leben schauen, die eigene Serie reflektieren. Ich bin sicher, jeder erlebt seine eigenen lustigen und traurigen Geschichten tagtäglich. Das Drehbuch des Lebens kann spannend genug sein, und wer mehr Spannung für sich selber braucht, erlebt sie nicht oder nur scheinbar an der Mattscheibe. Ab-schalten. Mein Eindruck ist, viele brauchen eher Ent-spannung. Sind dazu die tägliche Nachrichtenflut, Krimis oder Actionfilme wirklich geeignet? Was würde passieren bei Stromausfall? Für viele der Horror. Ok. Der Akku am Computer hält noch ein paar Stunden, das heißt, für Abwechslung und Zerstreuung durch ein Computerspiel ist noch genügen Energie da.
Für Entspannung und Besinnung haben wir keine Zeit, auch nicht den passenden Ort. Traditionell waren es Kirchen und Kapellen. Die scheinen kaum mehr geeignet. Eher schon der Yogakurs in der Volkshochschule oder die Chi-Gong Gruppe im Gemeinschaftshaus? Es braucht etwas Mut und dann ist es eigentlich ganz einfach, sich Zeiten und Orte der Besinnung, des Innehaltens zu reservieren. Stille und Schweigen aushalten. Für mich geht das zum Beispiel vor den Mahlzeiten. Beim Frühstück vor-denken, bevorstehende Begegnungen und Aufgaben des Tages antizipieren, also vorausschauen. Oder ein Tischgebet am Abend. Oft genügt eine Minute des Nach-denkens, das Erlebte des Tages Nachklingen lassen, Begegnungen verdauen. Dankbar sein, für das, was sich ereignen durfte. Erfolge und Misserfolge, Fröhliches und Trauriges reflektieren. Ins Bewusstsein heben, dass es nicht selbstverständlich ist, dass wir leben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=12226
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