Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Guten Morgen.

"Wie sag ich's meinem Kinde?" Ein Spruch, der die Schwierigkeit ausdrückt, jemand in nicht einfachen Situationen eine Rückmeldung zu geben, womöglich Kritik äußern zu müssen.
Ich habe die Erfahrung gemacht, erst recht, wenn es mir nicht leicht fällt, dass es gut ist, nicht lange zu warten. Am besten ich reagier so schnell als möglich und beschreibe genau, was mir auffällt, was mich stört - oder was mich freut. Ist es kritisch, dann am besten unter 4 Augen, möchte ich Lob austeilen, warum nicht in der Öffentlichkeit? Ist doch nicht peinlich, wenn einer was gut macht. "Wie sag ich's meinem Kinde?" Am besten, ich versichere mich natürlich, ob mein Gegenüber überhaupt empfänglich ist, ob er es hören kann und will, wenn er mich nicht danach gefragt hat. Und dann: Je konkreter desto besser. Keine Gerüchte oder Unterstellungen aufgreifen, nur das beschreiben, was ich selbst beobachtet habe. Deutlich machen, was dieses Verhalten für Konsequenzen hat, beschreiben, warum ich enttäuscht bin, etwas anderes erwarte, statt zu urteilen und zu bewerten.
"Wie sag ich's meinem Kinde?" Am besten ich spreche von mir, was mich enttäuscht, verunsichert, auf die Palme bringt, mich ärgert oder im positiven Fall: was mich freut und begeistert. „Ich-Botschaften" heißt das Schlüsselwort: Meine Gedanken, meine Gefühle, meine Bedürfnisse und Interessen, klar und deutlich, offen und ehrlich.
Oft weiß mein Gegenüber genau, was und wie er etwas besser machen kann oder hat Ideen und Vorschläge dazu. Besser also ich frag diese ab, als selber zu meinen, ich müsste es besser wissen, Vorschriften machen. Nein, es ist besser bescheiden zu bleiben, auch wenn ich in der stärkeren Position bin, als Elternteil oder Vorgesetzter. Die Person respektieren heißt für mich, immer mir darüber im Klaren sein, dass der andere aufgrund seines Alters, seines kulturellen oder religiösen Hintergrunds, seinen bisherigen Erfahrungen einfach anders denkt und fühlt als ich. Demut heißt für mich, genau das. Ich kann hart in der Sache sein, aber verständnisvoll mit dem Menschen umgehen.
Und bin ich derjenige, der angesprochen wird und ein Feedback von anderen bekommt: Zuhören und ausreden lassen, nicht meinen, ich müsste mich verteidigen. Anerkennen, dass die Person, die mir gegenüber Kritik äußert sich die Mühe macht, mich in meiner persönlichen Entwicklung zu unterstützen. Ich versuche zu verstehen, was die Beweggründe für die Kritik sind bevor ich reagiere. Ist die Kritik begründet werde ich natürlich versuchen, es nächstes mal besser zu machen, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet. Besser für mich und besser für die anderen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=12225
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