Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Noch ein paar Stunden bis Heiligabend! Haben Sie alles organisiert? Alles dekoriert? Und ... was ist mit den Menschen, die da feiern sollen? Stimmt die Stimmung? Sind alle lieb und nett zueinander? Fühlen Sie sich weihnachtlich?
... solche Gedanken können sich schon mal einschleichen, morgens am 24. Dezember. Für Weihnachten soll alles perfekt sein. Aber das klappt nicht immer. Und dann? Ich glaube, dann kann man erst recht Weihnachten feiern!
 „Es begab sich aber zu der Zeit, ..." So werden es viele wieder hören heute Abend. Die Weihnachtsgeschichte nimmt uns mit in die Welt, wie sie war vor 2.000 Jahren: Kaiser Augustus befiehlt eine Volkszählung. In Steuerlisten soll man sich eintragen. Ums liebe Geld geht es also. Und alle Welt rennt. (So anders als heute ist das gar nicht.) Mittendrin auch Josef und Maria. Kurz vor der Geburt müssen sie los, nach Bethlehem. Dort bleibt ihnen nur eine Notunterkunft im Stall.
Perfekte Bedingungen für ein Familienfest sind das nicht gerade. Die Geburt, auf die Maria und Josef sich freuen, - die Umstände dafür sind reichlich unvollkommen.
Und trotzdem: Dort in Bethlehem, im Stall, ausgerechnet da wird es zum ersten Mal Weihnachten. Mitten in aller Unvollkommenheit kommt nämlich Gott zur Welt: in diesem Kind, in diesem Stall. Gott braucht offenbar gar keine perfekten Umstände. Es reicht, wenn seine Liebe auf die Welt kommt - und bei den Menschen ankommt.
Weihnachten heißt also gerade nicht, dass alles perfekt sein muss. Auch wo es unvollkommen ist, auch da hat Gottes Liebe ihren Platz. Vielleicht gerade da.
Auch bei mir muss es nicht perfekt sein heute Abend. Was unvollkommen ist, brauche ich nicht mühsam zurechtpolieren. Was das Jahr über schwierig war, muss jetzt nicht plötzlich funktionieren. Die Umstände sind, wie sie sind: in Familien und Freundeskreisen, in Häusern und Heimen. Besser, wir machen uns da gar nichts vor.
Und doch könnte es heute Abend anders sein. Denn wie wäre das, - wenn Gott gerade in meine Unvollkommenheit kommt? Wenn seine Liebe auf die Welt kommt - in Familien und Freundeskreise, in Häuser und Heime? Allein damit zu rechnen, macht einen Unterschied, glaube ich.
Dann kann aus diesem Abend tatsächlich ein „Heiligabend" werden. Ein heiliger, ein besonderer Abend, an dem wir einander nichts vormachen - und dann um so fröhlicher feiern.
Gerade dann, wenn nicht alles perfekt ist: Ich wünsche Ihnen von Herzen gesegnete Weihnachten.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=12179
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