Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

„Das Eigentliche an Weihnachten ... sind nicht die Geschenke." Wie oft habe ich diesen Satz schon gehört. Und wie oft habe ich ihn selbst gesagt. Klingt ja auch ganz sinnvoll, der Satz. Geht dem Weihnachtsfest nicht was verloren, frage ich mich, wenn es vor allem um Geschenke geht?
Aber dann lese ich die Weihnachtsgeschichte in der Bibel. Da wird mir erzählt, wie Jesus geboren wird. In einem Stall liegt er, in einer harten Futterkrippe. Gott schenkt seine himmlische Herrlichkeit her. Der Schöpfer der Welt kommt selbst zur Welt. Er wird Mensch. Er will unter den Menschen sein, sein Leben mit ihnen teilen. So weit geht seine Liebe. An Weihnachten macht Gott sich selbst zum Geschenk.
 „Sinnvoll" ist das überhaupt nicht. Im Gegenteil: Eigentlich ist es pure Unvernunft, was Gott da macht. Die himmlische Herrlichkeit gegen den stinkenden Stall, - Gott kommt schlecht weg bei diesem Tausch. Aber Liebe rechnet eben nicht. Liebe fragt nicht nach dem Preis. Gottes Weihnachtsgeschenk ist grenzenlos groß.
Von Anfang an hat das Menschen verändert. Menschen haben gemerkt: Wir sind Gott etwas wert! Dass es uns gibt, macht einen Unterschied für ihn. Wir sind Gott wichtig! Beschenkt mit dieser Erfahrung konnten sie dann weitergehen.
Ob die Weisen aus dem Morgenland deswegen ihre Reichtümer verschenkt haben? Gold, Weihrauch und Myrrhe packen sie aus an der Krippe. Für ein kleines Kind wirkt das ja arg übertrieben. Aber vielleicht haben diese Leute gespürt: Jetzt ist Zeit für Geschenke, für große Geschenke. Gott hat uns beschenkt. Und wir können gar nicht anders, als nun selbst großzügig zu sein.
Es ist schon richtig, dass wir uns auch heute noch Geschenke machen an Weihnachten. „Das Eigentliche an Weihnachten" ... hat vielleicht gerade doch mit Geschenken zu tun. Gott macht sich selbst zum Geschenk für uns. Wir sind Gott wichtig! Und wir lassen uns anstecken von seiner Liebe. Wir machen selbst Geschenke. Wir bekommen andere Menschen in den Blick - und brauchen nicht mehr penibel nachrechnen, wer denn was verdient hat, und wer nicht.
Gute Weihnachtsgeschenke müssen gar nicht immer teuer sein. Manche muss man noch nicht einmal kaufen. Aber großzügig dürfen wir schon sein, finde ich. Und auch mal ganz unvernünftig. Wie wäre es zum Beispiel, wenn wir mal einen Menschen beschenken, der gar nicht damit rechnet?
Gott schenkt großzügig. Liebe rechnet nicht. Das kann man an Weihnachten erleben. Vielleicht gerade dann, wenn man sich großzügig beschenkt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=12178
weiterlesen...