Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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An einem Wintertag war ich mit dem Zug unterwegs. Es war ein kaltes und äußerst ungemütliches Wetter draußen. Darum war ich froh, dass ich einen bequemen Sitzplatz gefunden hatte. Mir gegenüber saß ein Mann, der mir durch seine Unruhe auffiel. Ständig blickte er nach draußen, stand auf, setzte sich wieder hin, las die Schilder am Bahnsteig und schüttelte den Kopf. „Wissen Sie nicht, wo Sie aussteigen sollen?“ fragte ich ihn. „Doch, doch“, war seine Antwort. „Ich müsste schon lange aussteigen, denn ich fahre in die falsche Richtung. Aber hier drin ist es so schön warm.“

Das klingt komisch. Aber diese Haltung kenne ich. Ich müsste eigentlich meinen Tagesablauf oder mein Arbeitspensum oder meine Beziehung zu einem anderen Menschen ändern, aber so ist es einfach bequemer. Ich müsste eigentlich eine ganz andere Richtung für meine Lebensplanung einschlagen, aber das ist mir zu anstrengend. So wie das Navigationssystem in meinem Auto dauernd anzeigt: Wenn möglich, bitte wenden! Aber ich sehe keine Möglichkeit.

In der Bibel gibt es dafür das Wort Buße, oder Umkehr. Ein unmodernes Wort, aber die Sache ist wichtig. Umkehren, sich verändern, die Richtung ändern. Tut Buße, kehrt um! So hat Johannes der Täufer gefordert, so hat es auch Jesus gesagt. Das klingt unbequem , ja bedrohlich. Aber eigentlich steckt darin auch immer eine neue Chance. Wenn ich umkehre, kann es anders, kann es besser werden! Wenn ich umkehre, finde ich dahin, wo ich eigentlich hin sollte. Dann fahre ich nicht länger in die falsche Richtung. Der Weg Jesu und seine Worte werden zum neuen Wegweiser für das Leben.

Da gibt es zum Beispiel die Erzählung von dem Zollbeamten Zachäus. Korrupt hat er seine Stellung ausnutzt, um möglichst viel Geld in die eigene Tasche zu füllen. Dafür aber manövriert er sich völlig ins Abseits und verliert jeden Kontakt zu den Menschen. Als Jesus bei diesem Außenseiter zu Gast ist, verändert sich sein Leben radikal. Weil er damit erfährt, dass Gott sich auch ihm zuwendet und ihn nicht verachtet, darum will er sein Unrecht wieder gutmachen .Er gibt zurück, was er sich angeeignet hat, er gestaltet sein Leben und seine Zukunft völlig neu. Der Kontakt zu Jesus gibt seinem Leben eine neue Richtung.

Mein Mitfahrer im Zug musste dann doch endlich aussteigen und zurückfahren, auch wenn es draußen kalt war. Ich hoffe, dass er gemerkt hat: Wenn ich diesen ersten , vielleicht den schwersten Schritt getan habe, dann kann ich endlich ans Ziel gelangen. https://www.kirche-im-swr.de/?m=1213
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