Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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In der Bibel geht es zu wie in den Zeitungen oder in den Fernsehnachrichten. Da gilt bekanntlich : „ Bad news are good news!“ - Schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten. Man kann das bedauern, dass andauernd nur Katastrophen und Konflikte berichtet werden. Aber anscheinend wollen wir, die Zuschauer, das ja sehen und hören. So ist anscheinend die Wirklichkeit. Das Böse, das Unglück, der Schmerz und der Verlust gehören zum Leben. Darum gehören sie auch zu dem , was die Medien über das Leben berichten.
Und in der Bibel ist es genauso. Sie erzählt von der Wirklichkeit. Das Böse und das Übel werden nicht verschwiegen oder beschönigt, sondern das was Wirklichkeit ist, begegnet mir darin: Neid und Mord, Lieblosigkeit und Verluste werden in vielfältiger Weise dargestellt. Weil sie zum menschlichen Leben gehören und der Bibel nichts Menschliches fremd ist.

Aber das Ziel dieser Erzählungen in der Bibel ist es nicht, das Böse auszumalen, sondern Gott ins Spiel zu bringen, Gott hinein zu ziehen in den menschlichen Kampf mit Leid und Not, mit Lieblosigkeit und Tod. Gerade wenn ich eine Enttäuschung erlebe, wenn ich zu den Verlierern gehöre, wenn mich Krankheit oder Trauer überfällt, dann brauche ich Hilfe.
Deshalb erzählt die Bibel von solchen Situationen. Aber wie sie das tut – das ist doch bemerkenswert. Die Erzählungen Jesu vom Verlorenen, zum Beispiel vom verlorenen Schaf oder vom verlorenen Sohn stellen mich in eine Situation, die ich verstehen kann, in der ich mich wiederfinden kann. Ich erlebe, wie aufreibend und zermürbend es ist, nach dem zu suchen, was mir wichtig ist. Ich verstehe den jungen Mann, der aus der Enge seines Elternhauses heraus und eigenständig sein Leben gestalten will. Und ich kenne Menschen, bei denen dieser Weg schief geht und das Schicksal gnadenlos zuschlägt. Ich brauche aber auch einen Gott, der sich verhält wie der Vater in der Erzählung Jesu : er wendet sich nicht ab von mir, obwohl ich lange nichts von ihm wissen will. Er ist dem Verlorenen nahe und hilft ihm, damit er neu anfangen kann.

So erzählt die Bibel weiter, wie sich der Vater und der Sohn darüber freuen, dass sie sich wieder gefunden haben. Das Ziel ist also die gute Nachricht, im Gegensatz zu den schlechten Nachrichten in den Medien. Die biblische Nachricht will mich ermutigen: kehr um, gib nicht auf, Gott, dein Vater, wird dir keine Vorwürfe machen, er wird sich freuen. Auch wenn du verloren gehst, Gott hört nicht auf, dich zu suchen. Er wird dich finden.
Das Ziel in der Bibel ist es zu zeigen, dass Gott hilft und zu mir steht. Ich finde: Das ist eine gute Nachricht.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=1212
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