Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Gott sei Dank ist Gott fehlerfreundlich. „Wer unter euch ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein auf sie!" hat Jesus zu den Leuten gesagt, als sie eine Frau hinrichten wollten, die man bei einem schweren Fehler ertappt hat. Er hat zu ihr gesagt: „Ich verdamme dich nicht". Und er hat von einem Vater erzählt, der ein Freudenfest feiert, als sein Sohn zurückkommt, der sicher mehr als einen Fehler gemacht hat. So ist Gott, hat Jesus gesagt. Und: Daran sollt ihr euch ein Beispiel nehmen. Dann wird euer Leben leichter werden.
Wer einen Fehler gemacht hat, im Privatleben, im Beruf oder in seiner politischen Verantwortung, der ist nicht ein für alle mal erledigt. Der kann wieder Verantwortung übernehmen. Der soll eine neue Chance bekommen, wenn - ja, wenn er seinen Fehler zugibt und aufdeckt, wie es passieren konnte. Nur dann gibt es ja eine Chance, es anders und besser zu machen. Und darum geht es bei der Fehlerfreundlichkeit: dass die Fehler abgestellt werden, damit das Zusammenleben besser klappt.
Deshalb ist es gut, wenn Freunde und Kollegen, Vorgesetzte und auch die Öffentlichkeit fehlerfreundlich sind. Wenn sie einen Menschen nicht fertig machen, sondern ihm eine neue Chance zugestehen. Nur so trauen sich Menschen, Verantwortung zu übernehmen. Nur so trauen sie sich, Fehler zuzugeben, damit man sie abstellen und es besser machen kann. Denn Fehler kommen vor, Fehler machen ist menschlich. Jeder macht Fehler.
Allerdings liegt die Versuchung nahe, sich die Fehlerfreundlichkeit zunutze zu machen, wo man eigentlich nur ein bisschen schlampig ist, oder oberflächlich oder nicht umsichtig genug. Ach, das sind doch nur Kleinigkeiten, das ist doch wirklich nicht so wichtig, sage ich, wenn ich keine Lust habe, meinen Papierkram ordentlich abzuarbeiten.
Am Ende geht meistens doch irgendwo was schief. Oder andere müssen die Kastanien aus dem Feuer holen und meinen Fehler in Ordnung bringen. Auf diese Weise die Fehlerfreundlichkeit der anderen in Anspruch zu nehmen, das ist unprofessionell und unkollegial. Und jedenfalls ist es meiner Meinung nach nicht das, was Jesus gemeint hat.
Als er der empörten Öffentlichkeit seiner Zeit die Steine aus der Hand genommen hat, da hat Jesus zu der ertappten Frau gesagt: „Ich verurteile dich nicht, aber sündige in Zukunft nicht mehr" Sie hat einen Fehler gemacht, daran lässt er keinen Zweifel. Aber er gibt ihr eine Chance. Sie kann ihren Fehler erkennen. Sie kann neu anfangen, aus ihm herauswachsen und es besser machen. Wir Christen glauben: so ist Gott. Und unserer Welt wird es gut tun, wenn wir uns ein Beispiel daran nehmen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=11947
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