SWR3 Gedanken

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Was bleibt, wenn alles vergeht? Jetzt im Herbst kommt mir die Frage immer wieder mal. Bäume und Sträucher haben ihre Blätter längst verloren, die Farbenpracht des Herbstes weicht dem grau-fahlen Nebel. Die Nächte sind lang, die Tage kurz. Die Geräusche scheinen leiser zu werden. Auf den Straßen sind weniger Menschen zu sehen. Selbst die Feiertage werden in unserer Kultur die „stillen Tage" genannt: Volkstrauertag, Ewigkeitssonntag, Allerseelen und Allerheiligen, Buß- und Bettag. Viele gehen auf den Friedhof, richten die Gräber ihrer Verstorbenen und fragen sich vielleicht dasselbe wie ich: Was bleibt, wenn alles vergeht?
In den Gottesdiensten landauf landab wird an diesen Tagen viel von Hoffnung gesprochen und Erinnerung. Beides gehört zusammen - und beides bleibt - auch und gerade dann, wenn der Tod Einzug ins Leben gehalten hat. Erinnerung an das Gute, das Du hast oder hattest und Hoffnung, dass es wieder schöner werden kann, heller. Ich glaube, dass diese beiden mächtige Helfer sind im Kampf gegen die Trauer und gegen die Einsamkeit. Wenn wir uns fest im Herzen erinnern können dass es - wie in der Natur - jedes Jahr wieder hell wird, lernen wir vielleicht auch - nicht aufzugeben. Wenn wir hoffen können, dass es auch für uns bedeutet, wieder neu anfangen zu dürfen, dann wächst die Kraft für das Leben wieder. Langsam - ja. Aber aber es geht! Auch in der Natur ist ja nicht von einer Minute auf die nächste Sommer. Es braucht schon ein bisschen Geduld. Die wünsche ich uns. Damit Hoffnung und Erinnerung uns dazu bringen, neu anzufangen!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=11906
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