Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Was ist gut und was ist schlecht? Was ist richtig und was ist falsch? Diese Fragen  heften sich uns an die Fersen, sobald wir die ersten Schritte machen, und sie begleiten uns ein Leben lang. Im Kindergarten lernen wir, dass es nicht richtig ist, alle Sandkastenförmchen für uns zu behalten, andern die Autos kaputt zu machen oder die Kekse wegzuessen, bei Streitereien zu kratzen und zu beißen. Und je älter wir werden, desto mehr Bereiche kommen dazu.

Was ist richtig und was ist falsch? Wer im Leben zurechtkommen will, sollte das einfach wissen, und zwar in ganz verschiedenen Lebensfeldern. Und woher wissen wir, was richtig und was falsch ist? Kinder lernen es, wenn alles gut läuft, von den Eltern und anderen Erwachsenen, und die haben es wieder von ihren Eltern gelernt und so weiter. Jede Generation gibt dieses Wissen an die nächste weiter. Wenn es verlorenginge, gäbe es keine gemeinsamen Regeln mehr und das Zusammenleben würde im Chaos und in Gewalt versinken. Aber keine Angst: soweit wird es nicht kommen.

Was mich so sicher macht? Es gibt da etwas, das uns ins Herz geschrieben ist, eine Grundregel des Lebens, quer durch alle Religionen, Kulturen und Nationen. Natürlich klingt diese Regel in den vielen Sprachen der Welt unterschiedlich, letztlich aber meinen alle dasselbe. In der Bibel heißt das so: Alles, was du für dich willst, das tu auch anderen. Der Volksmund hat es umgedreht: Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem anderen zu. Und der Hindu Gandhi sagt: Ich kann dir nicht weh tun, ohne mich selbst zu verletzen. Auch eine interessante Übersetzung.

Man nennt das die Goldene Regel. Sie gehört vielleicht zum seelischen Gencode, den wir in uns tragen und der unser Verhalten bestimmt. Ich kann zwar dagegenhandeln, aber dadurch verschwindet er nicht einfach. Deshalb ist auch der ethische Grundbestand in allen Kulturen vergleichbar. Man kann sagen: Das ist das Erbe der Evolution, denn es gehört zur Überlebensausrüstung der Gattung Mensch. Ich sehe darin aber auch die Signatur, die uns der Schöpfer in die Seele geritzt hat. Damit wir nie vergessen, woher wir kommen, wohin wir gehen und wem wir gehören.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=11706
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