Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Ich wünsche Ihnen einen guten Morgen. Wer sich auf eine Pilgerreise einlässt, weiß nicht was auf ihn zukommt. Jeden Pilger erwarten andere Herausforderungen. Trotzdem gibt es ein paar wesentliche Dinge, die für viele wahrscheinlich wichtig werden. Dazu gehört der Wandel. Irgendwann beginnen die meisten Pilger „durch die Gegend zu wandeln" oder sogar „lustzuwandeln". Sich so zu bewegen dass Körper, Seele und Geist eins sind. Anteil zu nehmen an allem, was sie umgibt. Sich davon bewegen lassen und darauf einzugehen. So geschieht, dass einer, der durch die Gegend wandelt, sich selbst verwandelt, verändert. Auf dem Jakobsweg im August habe ich viele wandelnde Menschen getroffen. So auch Benjamin. Er ist 29 und war bis zu seinem Aufbruch nach Santiago Sternekoch in großen Restaurants in Paris. Aber alles was er bisher gemacht hat, haben andere für ihn bestimmt. Koch ist er geworden, weil sein Vater auch Koch ist. Was er selbst will, weiß er nicht. Er will es herausfinden. Deshalb hat er gekündigt und hat sich mit dem, was er gespart hat, auf den Weg gemacht. Ob es Gott gibt, weiß er nicht, sagt er. Aber er ist neugierig und offen für andere, die er trifft. Er hört zu, erzählt seine Geschichte. Ob es Gott gibt, weiß er nicht aber an einem Morgen sagt er: Es gibt hier etwas, was ich noch nie erlebt habe. Irgendetwas gibt es, das mich begleitet. Im Pilgergottesdienst in einer der Wallfahrtskirchen bekommen alle Pilger  eine kleine Bibel. Er steckt sie in sein Gepäck und sagt: mal sehen wie das weitergeht. Für die Frage nach dem, was er selbst im Leben will, lässt er sich Zeit. Es ist offen, was er beruflich machen wird, nachdem er in Santiago angekommen ist. Vielleicht findet er unterwegs auch heraus, dass er sehr gut weiter arbeiten kann als Koch, weil es ihm gefällt obwohl es andere für ihn bestimmt haben. Die vielen km, die er zu Fuß geht, werden ihn verändern. Da ist er sich sicher. Keiner von Ihnen, der heute diese Sendung hört wandelt gerade auf dem Jakobsweg. Aber viele sind auch in ihrem Alltag unterwegs mit diesen Fragen. Wer bestimmt, was ich tue? Wovon lasse ich mich bewegen? Wofür will ich arbeiten, Zeit und Kraft einsetzen? Benjamin, der Koch aus Paris zeigt: Wer zugibt, das er sich solche Fragen stellt, ist schon unterwegs, Antworten zu finden.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=11614
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