Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Ich will nicht aufstehen." „Die anderen können das viel besser." „Keiner mag mich." Sie kommen Ihnen bekannt vor, solche Sätze? Dann sind Sie jedenfalls nicht allein. Der Benediktinermönch Anselm Grün hat ein kleines Buch darüber geschrieben. Sein Titel: „Einreden. Der Umgang mit den Gedanken".
Wir Menschen, so die Behauptung, werden regelmäßig von negativen Gedanken überfallen. Ganz plötzlich tauchen die auf in unserem Bewusstsein. Sie lähmen uns, nehmen uns die Kraft. Und sie prägen unsere Persönlichkeit. „Ich kann das nicht." Wer sich diesen Satz immer und immer wieder in Gedanken vorsagt, kann irgendwann wirklich nichts mehr.
Anselm Grüns Büchlein ist von 1983. Und er war damals nicht der Erste, der über die negativen Gedanken nachgedacht hat. Grün hat sich inspirieren lassen, - von den Wüstenmönchen in Ägypten und Syrien. Die haben sich schon im dritten und vierten Jahrhundert mit dem gleichen Thema auseinandergesetzt. Und sie haben überlegt, wie man sie überwinden kann, die negativen Einreden.
Völlig verhindern lassen sich die Einreden nicht. Dafür kommen sie zu plötzlich. Sie sind da, bevor wir es verhindern können. Aber reagieren, - das können wir. Wir können den negativen Sätzen in unserem Kopf positive Sätze entgegensetzen. Positive Einreden, sozusagen. „Immer mit der Ruhe." „Davon geht die Welt nicht unter." „Das nächste Mal geht's besser." Es kostet ein wenig Zeit und Mühe, das im Alltag einzuüben. Sich die positiven Antworten so zurechtzulegen, dass sie ganz „automatisch" kommen. Aber es geht. Und auch diese positiven Sätze prägen dann unser Leben. Sie gewinnen die Oberhand - und nehmen den Einreden ihre Kraft.
Besonders günstig für solche positiven Sätze sind die Zeiten gleich nach dem Aufwachen - und kurz vor dem Einschlafen. Was wir uns da in Gedanken vorsprechen, prägt sich besonders tief ein.
Die Wüstenmönche haben sich meistens Sätze aus der Bibel ausgesucht. Sie waren überzeugt: Gott hilft uns beim Kampf gegen die Einreden. Gott macht uns mutig und zuversichtlich. „[...] Gott hat uns nicht den Geist der Furcht gegeben, sondern den Geist der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit." [2. Timotheus 1,7; nach Luther-Übersetzung]. Das war übrigens schon so ein positiver Satz aus der Bibel. Und es gibt noch viel mehr davon.
Was ist Ihre persönliche negative Einrede? Und - welchen Satz könnten Sie ihr entgegensetzen? Probieren Sie es doch ruhig mal aus.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=11609
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