Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Im kirchlichen Kalender steht heute das Fest Mariä Geburt. Maria, die Mutter Jesu. Schon ganz früh haben die Christen dieses Ereignis gefeiert, lange vor allen Kirchenspaltungen. In der Bibel begegnet uns Maria erst als junge Frau. Aber alte Legenden erzählen von ihrer Kindheit und ihren Eltern. Bevor Maria auf die Welt kommt, haben ihre Eltern sich verzweifelt Kinder gewünscht. 20 Jahre lang warten Anna und Joachim auf Kinder, pilgern jedes Jahr nach Jerusalem und weihen Gott im voraus ihr erstes Kind, wenn sie denn eines bekommen würden. Kinderlos zu sein gilt damals als Schmach. Die Schmach trifft - ein bißchen ungewöhnlich - vor allem Joachim. Am Tempel stößt ein Priester ihn öffentlich zurück, als er opfern will. Nicht „dürfe der Unfruchtbare unter den Fruchtbaren stehen, der das Volk Gottes nicht hätte gemehret". heißt es in der Legende. Die Schande ist so groß, daß er sich nicht mehr nach Hause traut, weil er sich vor den Leuten schämt. Dann erscheint ein Engel ihm und seiner Frau Anna, die zu Hause sehnsüchtig auf ihn wartet. Der Engel erklärt ihnen, daß sie unschuldig sind an ihrer Kinderlosigkeit, daß Gott Annas Schoß öffnen wird und daß in der Geschichte Israels schon viele unfruchtbare Mütter bedeutende Kinder geboren haben. Joachim kehrt nach Hause zurück, das kinderlose Paar bekommt eine Tochter, und die sollen sie Maria nennen. Zu dieser Maria wird dann einmal derselbe Engel kommen und ihr die Geburt eines Sohnes namens Jesus ankündigen, obwohl sie keinen Mann „erkennt", wie es im Lukasevangelium heißt. Auch dieser Jesus ist Gottes Geschenk. Was bedeuten solche Legenden? Warum haben die Christen nachweislich schon vor dem Jahr 500 die Geburt Marias eigens gefeiert? Die Bibel ist sehr sparsam mit Angaben über Maria, weil sie vor allem Jesus hervorheben will. Die Legenden erzählen viel Persönliches über Maria und andere Verwandte Jesu. Und damit sagen sie auch etwas sehr Wichtiges: Menschen, die zum Leben Jesu gehören, bilden nicht einfach eine Kulisse. Sondern auch ihr Leben verdient Aufmerksamkeit. Sie gehören von Anfang an zur Geschichte Jesu. Als die, die sie sind, und als die, die von Gott beschenkt werden.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=11437
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