Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Denn für Gott ist nichts unmöglich" - immer wieder bleibe ich an diesem Satz hängen, mal hoffnungsvoll, mal zweifelnd. Für Gott ist nichts unmöglich. Eine Menge hat er ja wohl schon zustandegebracht, wie auch immer: die ganze Welt und das Weltall und die winzigsten Eiskristalle und die Erde und alles, was darauf kreucht und fleucht, uns Menschen eingeschlossen. Und dann denke ich: Wenn für ihn nichts unmöglich ist, warum beendet er dann nicht mal eben die Kriege und macht die Kranken gesund? Vielleicht muß ich die Frage, was Gott alles kann, ja anders angehen. Daß für Gott nichts unmöglich ist, dieser Satz steht im Lukasevangelium. Und es ist ein Engel namens Gabriel, der ihn sagt zu der jungen unverheirateten Maria. Die soll schwanger werden und Jesus zur Welt bringen, und sie kann sich das überhaupt nicht vorstellen. Sehr skeptisch ist sie, und der Engel erzählt ihr, dass Marias Verwandte Elisabeth, die nie Kinder bekommen konnte, jetzt noch schwanger geworden ist, weit jenseits der Wechseljahre, und dass sie auch einen Sohn bekommen wird. In diesem Zusammenhang fällt der Satz: „Denn für Gott ist nichts unmöglich." Da geht es also nicht um die gewaltigen Wunder oder um Zauberkunststücke. Also nicht: Gott ist der, der alles machen kann, sogar die Quadratur des Kreises, wenns sein muß. Sondern: bei Gott kann überall Leben entstehen. Es entsteht neues Leben, wo kein Mensch damit rechnet - am wenigsten die, bei denen es entsteht. Wenn man den Satz ganz wörtlich übersetzt, heißt er: Denn von Seiten Gottes ist nichts unmöglich. Also - von seiner Seite ist an vielen Stellen neues Leben möglich - aber es müssen Menschen mittun, damit dieses Leben zur Welt kommen kann - hier in der Bibel sind es die alte Frau Elisabeth und die junge Frau Maria. Die antwortet dann auch dem Engel: ich bin einverstanden. Es soll so geschehen wie Du gesagt hast. Zwei Frauen bringen Leben zur Welt - keiner konnte es erwarten, am wenigsten sie selbst. Es hat also wohl Sinn, aufmerksam zu sein und ein bisschen mutig, wo Neues sich regt. Und so erkläre ich mir auch den Satz, dass von Seiten Gottes nichts unmöglich ist.

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