Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Ich versuche, mich nach Recht und Gewissen gut zu verhalten und anständig zu sein. Und ich vermute, Sie auch! Und dann merkt man auf einmal, dass man ohne eigenes Wissen und Tun doch „Dreck am Stecken" haben kann. Eine schlimme Vorstellung, finden Sie nicht?
Einem deutschen Journalisten ist es so ergangen und mir und ihnen geht es vielleicht auch so - wir wissen es nur nicht![1] Der Journalist Wolfgang Uchatius hatte für sich einen Riester-Vertrag abge­schlossen, genauer gesagt: eine Aktienrente mit guten Renditechancen - habe ich übrigens auch. Irgendwann kam er auf die Idee nachzuprüfen, wohin eigentlich das Geld fließt, das er Monat für Monat aus der Hand gibt. 96 Firmen bekommen das Geld seiner Versicherung, hat er schließlich erfahren, und alle 96 Unternehmen überprüft. Viele sind harmlos, stellen Motorräder, Marmelade oder Herzschrittmacher her. Aber bei der Überprüfung eines Unternehmens stockte ihm der Atem. Denn diese Firma stellt Golfmobile, Propellerflugzeuge und Rollstühle her - und Streubomben Vielleicht war es nur ein Versehen, bloßes Nichtwissen, dachte der Journalist, dass seine Versicherung in dieses Bomben-Unternehmen investiert. Aber weitere Recher­chen ergaben, dass bei mehr als einem Dutzend unserer großen Versicherungen Riester-Beiträge in diese renditestarken Bombenaktien fließen. Und die Zuschüsse unseres Staates gleich mit. Mir hat diese Geschichte sehr zu denken gegeben. Wenn ich mir vorstelle, dass vielleicht auch mit meinem Geld Waffen gebaut werden, die Menschen töten oder auf bestialische Weise verletzen! Dann hätte ich ohne eigenes Zutun Blut an den Finger kleben! Obwohl - wirklich ohne eigenes Zutun? Vielleicht ist mein Zutun ja gerade mein Nichtstun! Denn gekümmert habe ich mich bisher nicht darum, wo das Geld hingeht, das ich meiner Bank oder meinen Versicherungen gebe. „Man kann nicht zwei Herren dienen: Gott und dem Mammon", sagt Jesus. Für mich bedeutet das nicht, dass Jesus gegen Altersvorsorge oder gegen Aktienrenten wäre, sehr wohl aber, dass ich auch meine Geldgeschäfte vor Gott und meinem Gewissen verantworten muss. Ich werde jetzt auf jeden Fall bei meiner Versicherung nachfragen, in welche Fonds meine Beiträge fließen. Und in Zukunft werde ich besser aufpassen, wo ich mein Geld hingebe. Und mich nächstens gleich für Geldanlagen entscheiden, bei denen ich sicher sein kann, dass durch sie nichts passiert, was mit meinem Gewissen nicht zu vereinbaren ist.


[1] Der Artikel „Die Riester-Bombe" von Wolfgang Uchatius ist zu finden unter:

www.zeit.de/2011/21/DOS-Streubomben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=11431
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