Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Wenn man neu anfängt mit dem Glauben an Gott - wie kann man das im Alltag durchhalten? Manchmal passiert das ja: Ein Mensch beginnt, an Gott zu glauben. Vielleicht nach einer schweren Krise, weil er gespürt hat, wie Gott ihn hält und stützt. Vielleicht im Gegenteil, wegen einer großen Freude. Wenn ein Kind geboren wird und alles ist gut - dann fällt es vielen jungen Eltern leicht, „Danke!" zu sagen. „Danke, Gott, dass Du es so gut mit uns meinst". Oft würden sie diesen Glauben dann wohl gern festhalten. Es tut gut und macht einen zuversichtlich. Aber im Alltag ist das nicht so einfach und irgendwann versandet und versickert es wieder, das Gottvertrauen. Die Bibel erzählt von einem General, der fing an zu glauben (2. Kön. 5, 9-19), als er von einer schweren Krankheit geheilt wurde. Dieser Naaman hatte genug Lebenserfahrung, dass er wusste: Dieser Glaube muss auch im Alltag lebendig bleiben. Nur dann ist er tragfähig, auf Dauer. Dazu bittet er einen Gottesmann, den Propheten Elisa um Hilfe. Naaman braucht einen Halt, den er mitnehmen kann. Etwas, dass ihn erinnert. Was könnte das für Menschen heute sein? Manche tragen eine Kette mit Kreuz. Sie würden etwas anderes tragen, wenn dieses Symbol ihnen nicht doch etwas bedeutete, meine ich immer. Modern sind eine Pilgerreise oder jedes Jahr ein paar Tage Auszeit im Kloster. Ab und zu ein Buch mit geistlichem Nährwert wäre auch ein Weg. Erst recht natürlich ein Besuch im Gottesdienst, wenigstens ab und zu. Erinnerungen an den Glauben, damit er lebendig bleibt und nicht in Vergessenheit gerät und verstaubt. Aber Naaman weiß zweitens auch: Man kann nicht alles auf einmal ändern. Das ganze Leben zu ändern ist eine Überforderung, die einen frustriert. Oft geht das neu gefundene Pflänzchen Glaube wieder ein, weil ihm zu viel zugemutet wird. Das sagt er auch und bittet um Verständnis. Ich sehe wohl, dass ich manches ändern müsste in meinem Leben, sagt er. Ich will mir auch Mühe geben. Aber das ist nicht so einfach. Es gibt Menschen, die verlassen sich darauf, dass bei mir alles bleibt, wie es ist. Soll ich die im Stich lassen? Man könnte das bequem finden, oder feige. Aber Elisa, der Prophet begreift: Wer bin ich denn, dass ich ihm diese Bitte verweigern könnte? Ist Gott nicht gnädiger und barmherziger als ich ihn manchmal gern hätte, auch mit mir? Deshalb lässt Elisa den General ohne weitere Mahnungen gehen: Zieh hin mit Frieden. Gott ist barmherzig und großherzig. Wer mit dem Glauben anfängt, kann sich darauf verlassen. Und einen Schritt nach dem anderen gehen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=11417
weiterlesen...