Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Wenn Vertrauen zerstört ist, in einer Ehe, unter Geschwistern oder zwischen Arbeitskollegen - was kann man dann tun. Alles hinschmeißen kann und will keiner der Beteiligten. Aber das Miteinander wird zur Qual, wenn man sich nicht mehr vertrauen kann. Was also tun, damit es wieder wächst?
Ein klärendes Gespräch sei gut, sagen viel, damit auf den Tisch kommt, was war und man es klären und dann neu anfangen kann. Manchmal braucht man eine professionelle Beratung, damit das überhaupt geht und man sich nicht im Streit verheddert. Aber ich erlebe auch danach ist es oft nicht so einfach mit dem Vertrauen. Was zerbrochen ist, kann man nicht in ein paar Beratungsstunden kitten. Bei allen Beteiligten ist etwas kaputt gegangen, das heilt nicht so schnell.Aber immerhin: das Gespräch, die Beratung hilft oft jedenfalls dazu, dass man wieder miteinander leben und arbeiten kann. In so einem Gespräch kann man Verfahrensweisen erarbeiten, wie es in Zukunft gehen soll. Es liegt ja doch allen daran, dass es weiter geht. Deshalb werden sich hoffentlich auch alle daran halten. Dann wird es schon gehen. Aber Vertrauen? Das wächst trotzdem nicht so einfach. Hat also das Gespräch am Ende gar nichts genützt? Aber vielleicht darf man das auch gar nicht erwarten, dass sofort alles wieder ist wie vorher? Aus der Bibel jedenfalls lerne ich, dass Vertrauen wachsen muss. Und dass das Zeit braucht - genau wie bei den Pflanzen. Von dem Gottesmann Elia zum Beispiel wird erzählt, wie er alles Vertrauen verloren hatte: das Vertrauen in seinen Auftraggeber, das Vertrauen in sich selbst. Da dauert es eine ganze Weile, braucht viel gutes Zureden und wohltuende Zuwendung, bis er wieder auf die Beine kommt und sich selbst und Gott wieder vertrauen kann. Bis Vertrauen wieder wächst, braucht es Zeit und es braucht: Gemeinsames Leben und Arbeiten. Dafür ist mir der biblische Petrus ein Beispiel. Der hat alles Vertrauen gebrochen, hat Jesus verraten, sie kennen die Geschichte vielleicht. Und Jesus: Spricht mit ihm und: gibt ihm einen neuen Auftrag! (Joh 21, 17). Erst wenn man es wieder miteinander probiert und lebt und arbeitet, kann Vertrauen wachsen. Schritt für Schritt. Mir sagt das: Wenn Vertrauen zerbrochen ist und man trotzdem beieinander bleiben möchte, dann sollte man nicht den zweiten Schritt vor dem ersten erwarten. Also: Erst einmal so gut es geht, zuverlässig und wie verabredet miteinander leben und arbeiten. Dann kann daraus Vertrauen wieder wachsen. Vielleicht. Hoffentlich.

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