Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Ist vielleicht unter euch ein Vater, der seinem Kind eine Schlange geben würde, wenn es um einen Fisch bittet?
Oder einen Skorpion, wenn es um ein Ei bittet? (Luk 11,11f).

So provoziert Jesus eine Gruppe Eltern, mit denen er in ein Gespräch verwickelt ist. „Natürlich keiner von uns,“ einhelliges Kopfschütteln in der Runde. „Nicht mal der strengste Vater, dem leicht mal die Hand ausrutscht, würde seinen Kinder einen Skorpion geben und sie damit in Gefahr bringen. Wir wollen doch unseren Kindern das Beste. Was soll die Frage.“ Und wir Eltern von heute würden bestimmt genauso reagieren auf so eine Provokation.
„Warum tut ihr es dann trotzdem?“ fragen aber immer mehr Wissenschaftler. „Wollt das Beste für eure Kinder und bringt sie genau damit in Schwierigkeiten.“ In ihrem Buch „computersüchtig“ zeigen Wolfgang Bergmann und Gerald Hüther was wir Eltern anrichten, wenn wir unsere Kinder – Söhne vor allem – allzu leicht und vor allem allzu lange nur mit dem Computer leben lassen. Dann kann das ungewollt passieren, was Jesus so provokant unterstellt. Kinder suchen eigentlich Lebensmittel und finden stattdessen ein Suchtmittel.
Gerald Hüther ist Hirnforscher und zeigt in dem Buch, wie das intensive Leben mit dem Computer wirken kann. „Wenn Jugendliche täglich mehrere Stunden vor ihren Computern verbringen, so verändert das nicht nur ihre Wahrnehmung, ihr Zeit und Raumempfinden, …ihre Fähigkeit, sich im realen Leben zurecht zu finden. All das, was sie mit ihren Computern machen und in Computerspielen erleben, verändert auch ihr Gehirn.“
Das Gehirn des Computersüchtigen bildet bestimmte Regionen ganz stark aus, aber andere verkümmern dabei. Und zwar genau solche, die man für das reale Leben in einem echten Körper, mit anderen wirklichen Menschen braucht, sagt der Hirnforscher Hüther.
Und was kann helfen? Was ist das Lebensmittel, das die Kinder eigentlich suchen, wofür der Computer nur der Suchtersatz ist? Die meisten diese Kinder tauchen in den Computer ein, weil sie ihr Vertrauen verloren haben. Sie trauen dem Leben nicht mehr, uns nicht und sich nicht. Das grundlegende Lebensmittel, das Kinder und Jugendliche wieder ins reale Leben zurückbringen kann, ist Vertrauen und Selbstvertrauen. Wir Eltern können ihnen helfen, dass sie wieder finden, was sie verloren haben. Damit sie Freude am wirklichen Leben finden.


Buchtipp: Wolfgang Bergmann/Gerald Hüther; computersüchtig Düsseldorf 20063

https://www.kirche-im-swr.de/?m=1124
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