Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Kinder können stören. Ich vermute, Sie kennen das auch. Dass Kinder einem ganz schön auf die Nerven gehen können.
Keine 50 Meter von meinem PC entfernt, liegt ein Spielplatz, da toben an einem schönen Tag um die 2o kids. Ich hoffe, Sie verstehen, wenn ich mir da manchmal einen kräftigen Regenschauer wünsche, damit ich eine Zeitlang meine Ruhe habe. Immerhin hab ich bei solchen Gedanken ein ziemlich schlechtes Gewissen. Kinder können stören. Ich verstehe die ältere Dame in der vollen Straßenbahn: Man siehts ihr an, wie es sie aufregt, dass ein paar 12-jährige einen Heidenkrach machen, aber nicht im Traum daran denken, ihr einen Platz anzubieten. Ich verstehe auch den Arbeitgeber, der die Hände über dem Kopf zusammenschlägt. Als seine Chefsekretärin, die ihm das Büro führt, zu ihm kommt und sagt: „Ich bin schwanger“. Kinder können stören. Meine Ruhe, unser Wohlbefinden, unsere Betriebsabläufe. Dabei könnte ein störungsfreies Leben so schön sein.
„Aber Störungen machen das Leben noch schöner,“ sagt Jesus in der Bibel. Schöner, mehr noch: Wer sich stören lässt, kommt dem Himmel näher. Sie kennen die Geschichte?
“Man brachte Kinder zu Jesus, damit er sie berühren sollte. Die Jünger aber wiesen die Leute, die die Kinder brachten, schroff ab. Als Jesus das sah, wurde er unwillig und sagte zu ihnen: Lasst die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran! Denn Menschen wie ihnen gehört das Reich Gottes. Amen, das sage ich euch: Wer das Reich Gottes nicht annimmt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen. Und er nahm die Kinder in seine Arme; dann legte er ihnen die Hände auf und segnete sie.“ (Mk 10,13ff)
Also auch schon vor 2000 Jahren. Kinder stören das erwachsene Leben. Die Jünger wollen störungsfreies Erwachsenenleben. Aber Jesus segnet die Störenfriede und sagt: Wer sich als Gottes Kind versteht, dem kommt der Himmel näher. Wenn Du das nicht willst, bitte. Aber: Ein Leben ohne Platz für Kinder ist vom Himmel auf Erden so weit entfernt wie der kalte Mond von der wärmenden Sonne.
Ob ich mit meinem Ruhebedürfnis das begreife, oder die alte Dame in der Straßenbahn. Ja doch, wenn die kids ihr ein bisschen Platz machen. Und der Arbeitgeber mit seiner schwangeren Sekretärin. Schön wärs, wenn auch er sehen könnte, dass Kinder viel mehr sind als eine Störung. Sie sind ein Stück Himmel. https://www.kirche-im-swr.de/?m=1122
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