Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Ich denke heute Morgen an alle, die heute Geburtstag haben. Bestimmt gehört dazu auch eine große Zahl von Ihnen, die Sie mir jetzt zuhören.
Ihnen schicke ich einen herzlichen Glückwunsch durchs Radio. Gottes Segen und viel Gutes auf dem Weg durch das kommende Lebensjahr wünsche ich Ihnen.
Geburtstage sind Danktage. Zuerst natürlich für die Geburtstagskinder. Aber nicht nur für sie. Danken, sich verdanken, das geht uns alle an. Das gehört in irgendeiner Weise zu jedem Leben dazu.
Natürlich gibt es auch Menschen, die hart dran sind, denen es im Augenblick nicht gut geht oder die keine unbeschwerte Kindheit hatten. Aber auch in ihrem Leben lassen sich glückliche Augenblicke finden oder Menschen, die das später aufgefangen haben und auf die einen oder anderen Weise für sie da waren.
Mehr oder weniger - wir haben alle zu danken. Wenn wir nur ein bisschen nachdenken, dann entdecken wir: vieles was wichtig ist für unser Leben tun wir nicht selbst und können es nicht selbst tun. Das beste Beispiel ist wohl unsere Geburt.
Und wir merken: das Leben und Wirken anderer kommt uns und unserer Familie zugute. Ich weiß, dass jetzt viele Angehörige von pflegebedürftigen Menschen zustimmend nicken. Sie können oft die häusliche Pflege nur durchhalten, weil jeden Tag die Schwester vom Pflegedienst kommt oder eine Nachbarin einspringt und mithilft.
Hans Dieter Hüsch hat ein Gedicht vom Danken geschrieben. Darin erinnert er, wie Denken und Danken zusammenhängt:
Ich hab die Faser nicht gesponnen,
die Stoffe nicht gewebt, die ich am Leibe trage, ich habe nicht die Schuhe,
die Schritte nur gemacht. Ich habe nicht gelernt zu schlachten, zu pflügen und zu säen
und bin doch nicht verhungert,
ich kann nicht Trauben keltern
und trinke doch den Wein.
Und dann schließt er:
Wer mich ansieht, sieht viele andere nicht,
die mich genährt, gelehrt, gekleidet haben,
die mich geliebt, gepflegt, gefördert haben.
Mit jedem Schritt gehen viele Schritte mit.
Mit jedem Dank gehen viel Gedanken mit.
Soweit das Gedicht von Hanns Dieter Hüsch. Es zeigt mir: Nachdenken führt zum Danken. An allen Tagen - am Geburtstag besonders.

 

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