Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Sommerzeit ist Urlaubszeit und Urlaubszeit ist Reisezeit. Dabei muss reisen nicht heißen: Hauptsache weit weg von zu Hause. Es steht eher für: eintauchen in eine andere Welt. Und die kann schon ein paar Kilometer entfernt vom Wohnort beginnen. Sie fängt für manche sogar schon damit an, dass sie frei haben, lange ausschlafen, auf dem Balkon frühstücken, die ganze Zeitung und nicht nur die Überschriften lesen.
Wer in ein anderes Land reist mit fremden Gewohnheiten und anderer Sprache, für den beginnt eine Entdeckungsfahrt.
Ach, wenn ich nur besser italienisch könnte... Kannst du uns nicht helfen Max? Max sitzt neben mir im Auto. Du hast doch Italienisch als Wahlfach gehabt.
Aber zum Glück habe ich Hände und Füße, kann zur Not eine Zahnbürste auf einen Zettel malen oder noch einfacher an der Theke mit dem Finger auf den Kuchen zeigen, auf den ich Lust habe.
Trotzdem finde ich: Es lohnt sich, wenigstens guten Tag und gute Nacht, bitte und danke in der fremden Sprache zu lernen. Auch wenn es nicht perfekt ist. Es ist ein kleines Zeichen für die Menschen, denen ich damit zeigen kann, ich schätze sie und ihre Lebensart - und auch ihre Sprache. Damit es nicht so geht, wie der Kirchenvater Augustin es beobachtet hat:

Die Menschen
reisen in fremde Länder
und staunen über
die Höhe der Berge,
die Gewalt der Meereswellen,
die Länge der Flüsse,
die Weite des Ozeans,
das Wandern der Sterne.
Aber sie gehen
ohne Staunen
aneinander vorbei.

Wenn ich ein paar Brocken ihrer Sprache kann, dann ahnen die mir unbekannten Menschen, dass ich nicht nur wegen der Berge oder der tollen Strände  komme, sondern dass ich auch sie, die Menschen, kennen lernen will und wie sie leben. Und dann kann es geschehen, dass wir einander verstehen über alle Sprachprobleme hinweg, dass wir einander Respekt entgegenbringen, im Grüßen und Danken, im Annehmen dessen, was mir die Menschen und ihr Land zu bieten haben. Dann geschieht manches Mal das Pfingstwunder im August. An Pfingsten, so erzählt die Bibel, haben Menschen sich irgendwie verstanden, auch wenn sie nicht dieselbe Sprache gesprochen haben. Das hat Gottes heiliger Geist zustande gebracht. Der  braucht nicht immer nur Worte, um sich auszudrücken. Ein Winken, Zeigen mit Händen und Füßen und am besten immer ein Lächeln gehören zu seinem Wortschatz. Dann kommt die Begegnung mit den Menschen nicht zu kurz im Ferienprogramm.

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=11201
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