SWR1 3vor8

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Wieso stehen bloß solche Sätze in die Bibel? frag ich mich. Und heute soll in den evangelischen Kirchen auch noch darüber gepredigt werden. Da sagt Mose zum Volk:

„Der HERR, dein Gott... ist Gott allein". „Er hält den Bund und die Barmherzigkeit..denen, die ihn lieben und seine Gebote halten, und vergilt ins Angesicht denen, die ihn hassen, und bringt sie um." (5. Mose 7,9f)

Ich weiß, die Menschen, denen Mose so zuredet, waren verängstigt. Sie haben sich ohnmächtig und von Gott verlassen gefühlt. Und solchen verspricht Mose: Gott hält zu Euch, aber eben auch: Die ihn hassen, werden sterben.

Aber wenn ich mir vorstelle, der Attentäter von Norwegen hätte solche Bibelstellen gekannt. Er hat sich ja als fundamentalistischen Christen gesehen. Vielleicht hätte er sich in seinem Wahn gegen Andere sogar davon bestärkt gefühlt.

Um es ganz klar zu sagen: Wenn dem so wäre, dann hätte er ihren Sinn total missverstanden.

Denn 1): In dieser Bibelstelle erlaubt Mose seinem Volk grade keine Gewalt. Herr über Leben und Tod ist allein Gott. Bibelstellen wie diese verbieten, sich irgendwie zum Werkzeug Gottes zu erheben, das gegen andere Menschen vorgehen dürfte.

Und 2) hat Mose ganz andere Absichten. Es gibt Fachleute, die sagen, solche Worte können therapeutisch wirken: Sie könnten Menschen helfen, die von Ohnmachtsgefühlen gequält werden, die sich umzingelt fühlen. Wer sich so fühlt, kann leicht zu Gewalt neigen. Um sich selbst zu retten. Wenn so jemand hören kann: „Jemand steht an Deiner Seite. Gottes große Macht lässt Dich nicht im Stich." Der muss nicht zu Gewalt greifen.

Trotzdem: Auch wenn diese Bibelstelle so positiv gemeint war. Sie irritiert mich. Weil sich Menschen Rettung versprechen, um den Preis, dass Gott anderen Menschen Gewalt antut.

Dabei gibt es doch in der Bibel so viele Geschichten, in denen Gott Böses überwindet. Aber ganz anders: Mit Liebe und Barmherzigkeit. Bei den Propheten und erst recht in Jesus hat Gott das überdeutlich gemacht.

Vielleicht wäre es besser, über Bibelstellen wie diese nicht mehr zu predigen. Es gibt so viele, die unmissverständlich erzählen: Gottes Weg ist nicht Gewalt gegen Menschen: Er redet ins Gewissen, er lädt ein, zu vertrauen, zu lieben. Und der Glaube an Gott und Jesus kann Menschen stark machen. Er hilft, Ohnmachtsgefühle auszuhalten, sich ihnen zu stellen und Lösungen zu finden ohne Gewalt. Der Glaube hilft Angst auszuhalten und zu überwinden.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=11200
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