Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Wie ist das eigentlich mit der Auferstehung? 70% der Christen, hat eine Umfrage ergeben, glauben daran. Soll ich nun sagen: „bloß 70%" oder „immerhin 70%"?
Ich verstehe die, die sich schwer tun mit der Auferstehung. Schon bei den ersten Christen in Korinth gab es welche, die das nicht glauben konnten, dass die Toten auferstehen sollen. Denen hat Paulus klar gemacht, dass daran alles hängt. Der ganze Glaube an Jesus Christus. In einem Brief schreibt er ihnen: "Wenn es richtig ist, dass Tote überhaupt nicht auferweckt werden, dann wurde auch Christus nicht auferweckt. Wenn aber Christus nicht auferweckt wurde, dann ist euer Glaube vergeblich." (1. Kor 15, 16f). Das jedenfalls leuchtet ein: Wenn Jesus Christus nicht auferstanden ist - dann war er doch nur ein besonders guter Mensch. Davon gab und gibt es viele.
Trotzdem: Das mit der Auferstehung widerstrebt dem aufgeklärten Denken. .Wer nur glaubt, was er sieht, kommt da nicht weiter. Aber gibt es nur das, was man sehen und anfassen kann? Wie soll ich mir das genau vorstellen, haben die Leute schon damals in Korinth gefragt. Und Paulus hat eine Antwort versucht: voller Kraft  wird das neue Leben sein, unvergänglich und herrlich. Ganz anders eben als das, was wir jetzt haben, wo sich irgendwann jeder schwach fühlt und sterben muss. Aber das ist natürlich wieder nur ganz ungefähr. Paulus hat es ja auch nicht wirklich wissen können. Noch kein Mensch hat es gesehen, wie es dort ist, wo die Toten sind.
In unserem Glaubensbekenntnis sagen wir Christen deshalb nur: ich glaube an die Auferstehung der Toten und das ewige Leben. Da bleibt auch offen, wie man sich das vorstellen soll. Aber immerhin, eines steckt darin: die Toten stehen auf. Die ganze Person, die gestorben ist. Nicht bloß die Seele, endlich befreit vom Körper und irgendwie klar und licht und durchsichtig. So jedenfalls würde ich mir das dann vorstellen. Man macht sich ja immer eine Vorstellung, anders funktioniert das Denken einfach nicht.
Die ganze Person. Darauf, finde ich, kommt es an. Nur das tröstet mich, wenn ich an die Verstorbenen denke. Die ganze Person wird neu dastehen in Gottes Nähe. Deshalb werden wir uns erkennen, irgendwie. In der Nähe Gottes werden wir leben und man muss nicht mehr weinen. Wie ich darauf komme? Ich hoffe darauf. Denn Gott hat sich selber vorgestellt als der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, also von lauter Menschen, die längst tot sind. Und Jesus hat dazu gesagt: Er ist doch nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebenden. (Mk 12, 26f) Darauf gründe ich meine Hoffnung. Eine andere habe ich nicht. Aber die ist stark und trägt mich.

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