Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Am Münster in Basel gibt es ein Relief aus Stein. Es hat zunächst ganz unscheinbar auf mich gewirkt. Trotzdem hat es mich zum Nachdenken angeregt.
Auf der einen Seite sind 5 Frauen mit brennenden Lampen dargestellt und ein Mann der sie empfängt. In der Mitte ist eine verschlossene Tür, dahinter auf der anderen Seite wieder 5 Frauen mit Lampen ohne Flamme, die eintreten wollen. Wohl aber draußen bleiben müssen.
Was will dieses Relief dem Betrachter sagen?
Zunächst denke ich an das Gleichnis von den 5 klugen und den 5 sogenannten törichten Jungfrauen aus dem Matthäusevangelium.
Eine Geschichte, die mir noch nie so recht gefallen wollte. Darin wird erzählt, wie 10 junge Frauen einem Bräutigam entgegeneilen. Alle haben ihre Lampen dabei, aber nur 5 dachten an Öl zum Nachfüllen, falls sie länger warten müssten bis das Fest beginnt. Sie sollten klug gehandelt haben. Denn als es soweit ist, ist das Öl der anderen bereits am Ausgehen, die Lampen kurz vor dem Erlöschen. Teilen wollen die einen nicht, dann reiche es für niemand, behaupten sie und schicken die anderen zu den Händlern um dort welches nachzukaufen. Doch bis diese dann zum Hochzeitssaal kommen ist dieser verriegelt und sie bleiben außen vor.
Mir will zunächst nicht in den Sinn, warum die 5 mit dem Vorratsöl nicht teilen wollten. Vielleicht hätte es ja doch für alle 10 gereicht.
Dann hab ich einen Artikel einer Theologin gelesen. (Karin Klemm)
Er hat mich dieses Gleichnis und die Darstellung auf dem Relief am Münster mit anderen Augen sehen lassen: Die Theologin lenkt den Blick auf den Umgang mit meiner inneren Flamme und wie achtsam ich mit ihr umgehe.
Kurz vor Ferienbeginn sind meine Akkus leer, meine innere Flamme höchstens auf Sparflamme.
Von daher lese ich das Relief am Eingang des Basler Münsters eher als Frage an mich als Eintretende: Bist du bereit für das Fest? Kannst und magst Du hier das Leben feiern? Wie achtsam gehst Du mit dir und deiner Lebensflamme um? Was nährt dich und wie nährst Du deine Flamme?
Die Sorge dafür kann ich nicht delegieren. Genauso wenig wie ich etwas von dem, was meine Lebensflamme nährt einfach auf andere übertragen kann - so gern ich das auch täte.
Tröstlich ist für mich, dass diese Kirchenpforte - anders als im Gleichnis - offen steht, dass sie mich einlädt innezuhalten und dann doch einzutreten - auch wenn meine Flamme fast am Erlöschen ist um ihr dort neue Nahrung zu geben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=10963
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